Depressionen breiten sich erheblich stärker in der Bevölkerung aus als viele andere Erkrankungen. Hoffnungslosigkeit und unerträglicher Stress in einer globalisierten Gesellschaft sind wichtige Risikofaktoren von Depression und Burnout-Syndrom und steigern die Gefahr eine koronaren Herzerkrankung zu entwickeln erheblich.
Es ist der medizinischen Forschung der Nachweis gelungen, dass immunologische Reaktionen und eine erhöhte Blutgerinnung bei psychischer Erkrankung auftreten, die durchaus schädigend auf das Herz-Kreislaufsystem einwirken können. Man macht es sich zu einfach, wenn reflexartig der Vorwurf eines ungesunden Lebensstils an den Patienten gerichtet wird.
„Die bekannten Risikofaktoren einer Herzerkrankung sind Hypertonie, Lipidstörungen, Rauchen und Diabetes-mellitus Typ 2, zu denen inzwischen die Depressionen eingereiht werden können“, so Professor Karl-Heinz Ladwig vom Institut für Epidemiologie des Helmholtz-Zentrum in München. Die Depression bei 45 bis 70jährigen Männern führt zur identischen Zahl bei der Gesamtsterblichkeit wie ein zu hoher Blutdruck. Vor allem bei Übergewichtigen oder Adipösen führt die zusätzliche psychische Erkrankung zu einem um das dreifache erhöhte Sterberisiko. Dagegen weisen Menschen mit einem BMI oberhalb von 30 kg/m2 ohne Depression kein nennenswert erhöhtes Risiko der Gesamtsterblichkeit auf.
Nach Ladwig spielt auch selbstschädigendes Verhalten der Depressiven eine wesentliche Rolle für die erhöhte Sterblichkeit. Dieses Kollektiv geht nachlässiger mit dem eigenen Körper und der Gesundheit um als Nicht-Depressive. Das spiegelt sich beispielsweise in ungesunder Ernährung, körperlicher Inaktivität und vermehrtem Rauchen wider.
Andere Auswirkungen der Depressivität sind aber direkt messbar, und dazu gehört die erhöhte Herzfrequenz und veränderte Atmung, die einem aus dem Geleichgewicht geratenen vegetativen Nervensystem geschuldet sind. Das Gerinnungssystem reagiert auf die Depression mit erhöhter Gerinnungsneigung, und sowohl der akute als auch der chronisch erhöhte Stress einer Depression lässt die Entzündungswerte im Blut ansteigen. Weil die Entzündungsparameter bei Adipösen ohnehin in zu hoher Konzentration vorliegen und die Gefäßwände schädigen, steigt möglicherweise bei depressiven Adipösen die Brisanz der Situation.
Ladwig legte den Hausärzten und Kardiologen ans Herz, bei kardiologischen Patienten festzustellen, ob gleichzeitig eine Depression vorliegt. „Dies wird durch gezielt Nachfrage nach Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, mangelndem Interesse und Freudlosigkeit in der zurückliegenden Zeit herausgefunden“, so der Experte für Psychokardiologie.