Menschen mit Diabetes haben ein doppelt so hohes Risiko eine Depression zu erleiden wie körperlich Gesunde. Die psychische Erkrankung erschwert eine aktive und erfolgreiche Behandlung des Diabetes. Derzeit wird die Depression lediglich bei jedem zweiten betroffenen Diabetiker erkannt.
Mit der rechtzeitigen Therapie werden depressive Symptome ähnlich gut gelindert wie bei depressiven Patienten ohne Diabetes. Antidepressiva, Verhaltenstherapie oder die Kombination aus beidem gehören dazu. Welche Therapie den Erkrankten hilft und wie etwa Essstörungen bei Diabetikern behandelt werden, diskutierten Experten auf dem Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Essen.
Fast jeder zehnte Bundesbürger ist an Diabetes Typ 1 oder 2 erkrankt. Die chronische Entgleisung der Blutglucose schädigt Augen, Nieren und Gefäße und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Krankheit mit ihren Folgen belastet die Psyche der Betroffenen besonders stark. „Rund zwei Millionen Diabetiker leiden bundesweit an depressiven Symptomen“, betonte Professor Dr. Stephan Herpertz von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Ruhr-Universität Bochum.
„Schon leichte depressive Symptome senken nicht nur die Lebensqualität, sondern können auch den Diabetes deutlich verschlimmern.“ Sie fördern die Ausschüttung von Hormonen und die Insulinresistenz und begünstigt Entzündungsprozesse. Zudem neigen depressive Patienten dazu, sich wenig zu bewegen und die medikamentöse Therapie zu vernachlässigen. Studien zufolge erhöht sich das Sterberisiko eines depressiven Diabetikers deutlich. „Dies zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur die körperlichen Symptome von Diabetikern zu behandeln, sondern auch auf ihre psychische Situation einzugehen“, ergänzt Professor Herpertz.