Bei gestörter Barrierefunktion der Haut handelt es sich häufig um einen Defekt auf molekularer Ebene, von der unterschiedliche Erkrankungen ausgehen. Besonders die chronisch entzündlichen Hauterkrankungen stehen bei einer gestörten Barrierefunktion im Vordergrund.
Ist die Barrierefunktion der Haut gestört, können Mikroben, chemische Substanzen und Allergene leicht in die tieferen Hautschichten gelangen. Dort wird das Immunsystem aktiviert, und Gegenreaktionen werden in Gang gesetzt, deren Ausprägung sich am Hautbild widerspiegelt. So erleiden die Betroffenen eine atopische Dermatitis, spezielle Formen der chronischen Urtikaria (Juckreiz). Nahrungsmittelallergien können daran teilhaben und viele andere Krankheitsformen können auftreten.
Diesen Hautkrankheiten liegen allerdings unterschiedliche Pathomechanismen zugrunde, indem entweder Histamin als auslösende Substanz vermehrt auftritt, das Immunglobulin E eine Rolle spielt oder wenn spezifische Antikörper zur Abwehr der vermeintlichen Gefahrstoffe gebildet werden. Jeder dieser Mechanismen bedarf einer spezifischen Therapie, wie beispielsweise eines Antihistaminikums, einer Anti-IgE-Behandlung oder einer Substanz, die Interleukine blockiert.
Eine Modellerkrankung der chronischen Entzündung der Haut stellt die Schuppenflechte (Psoriasis) dar, die sich nicht alleine auf der Haut und an bestimmten Prädilektionsstellen zeigt, sondern auch eine systemische Reaktion im gesamten Organismus auslöst. Die chronische Entzündung bleibt dabei nicht auf die Haut beschränkt, sondern kann im Blut anhand bestimmter Entzündungsmarker nachgewiesen werden. Als solche sind Zytokine bekannt, die bei Patienten mit Psoriasis als Interleukin 23 und Interleukin 17 im Blut nachgewiesen werden. Die chronische Entzündung innerhalb der Blutgefäße führt dort zu einem oxidativen Stress durch vermehrte freie Radikale, die langfristig zu einer verstärkten Plaquebildung beitragen. Plaques sind wiederum diejenigen Beläge, die eine Atherosklerose kennzeichnen und früher oder später das Gefäßlumen vollkommen verschließen können. Herzinfarkt und Schlaganfall, aber auch Gefäßverschlüsse in den Beinen sind die bekannten Folgen von verschlossenen Gefäßen, die durch die systemische Entzündung einer chronischen Psoriasis gefördert werden.
Es muss die Therapie der Zukunft für die Dermatologie sein, dieser Entzündung gezielt zu Leibe zu rücken. Wird nämlich die entzündliche Aktivität gestoppt oder verringert, bessert sich nicht nur das Hautbild eines chronischen Ekzems oder einer chronischen Schuppenflechte, sondern es werden auch geringere Konzentrationen der Entzündungsmarker im Blut erreicht, die den oxidativen Stress an der Gefäßwand verringern und damit der Pathogenese einer Atherosklerose vorbeugen.
Wichtig ist aber bei solchen Erkrankungen, die mehrere Organsysteme betreffen, dass die Ärzte der unterschiedlichen Fachrichtungen interdisziplinär zusammenarbeiten. Informationen zum systemischen Entzündungsstatus und zu den Veränderungen des Hautbildes unter einer bestimmten medikamentösen oder auch internistischen Behandlung sollten dabei ausgetauscht werden, damit diejenigen Substanzen verwendet werden, die dem Patienten den meisten Nutzen bringen.