Die Zahl der Übergewichtigen und Adipösen wächst ungebremst, so dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits von einer epidemischen Entwicklung spricht. Sobald ein BodyMassIndex von 25 kg/m2 überschritten ist, tritt man den Marsch in die Fettleibigkeit an, dessen Umkehr den Betroffenen erhebliche Probleme bereitet.
Krankhaft wird das Körpergewicht, wenn ein BMI von 30 kg/m2 überschritten ist, und nahezu alle Organe unter dem Körpergewicht des nun Adipösen Schaden nehmen.
Dass mehr als die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland ein zu hohes Körpergewicht mit sich herumträgt, ist seit Jahren bekannt und das Phänomen wird von Jahr zu Jahr brisanter. Von allen Kindern und Jugendlichen gehören inzwischen mehr als 17 Prozent zu diesem gesundheitsgefährdeten Kollektiv. Was zu Beginn dieser Entwicklung noch durch wirksame Prävention aufzuhalten ist, muss ab einem bestimmten Wert mit beginnenden Organschädigungen, motorischer Einschränkung und psychischer Belastung in eine effektive Therapie münden.
Betrachtet man beispielsweise einen Erwachsenen mit einer Körpergröße von 180 cm, der 98 Kilogramm auf die Waage bringt, sind meist schon die Wege für chronische Erkrankungen gebahnt. Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Störungen des Fettstoffwechsels und ein erhöhtes Krebsrisiko gefährden die Gesundheit und reduzieren die Lebenserwartung der Betroffenen. Kommen noch Fettleber und psychische Erkrankungen hinzu, die ebenfalls vom Übergewicht verursacht sein können, leiden in absehbarer Zeit die Lebensqualität und die kognitiven Leistungen.
Aus diesem Dilemma wird nur ein Ausweg gefunden, wenn bereits im Kindes- und Jugendalter eine wirksame Prävention vorgenommen und das Körpergewicht in den Normalbereich zurückgebracht wird. Diese Meinung vertrat Professor Dr. Peter Malfertheimer aus Magdeburg, der Präsident beim diesjährigen Viszeralmedizin-Kongress in Leipzig war. „Die denkbar einfachsten Methoden auf dem Weg der Prävention sind ausreichende Bewegung und geeignete, gesunde Ernährung schon bei den ersten Anzeichen eines über die Norm ansteigenden Körpergewichts“, so der Experte.
Damit das Übergewicht und die Adipositas erfolgreich behandelt werden und der Betroffene sich nicht mit immer neuen Diäten kasteit, ohne jemals wirklich einen Erfolg verbuchen zu können, ist ein Team von Ärzten, Psychologen, Bewegungstherapeuten und Ernährungsspezialisten erforderlich. Nur in einem gemeinsamen Behandlungsprogramm mit diesen Berufsdisziplinen kann der Betroffene sein Essverhalten effektiv trainieren und wird einer Bewegungstherapie zugeführt, die auf das Körpergewicht abgestimmt ist, damit Überlastungsschäden durch falsches Training vermieden werden.
Als erfolgreiche Möglichkeit bezeichnet er die sogenannten Formula-Diäten, bei denen eine oder zwei Mahlzeiten pro Tag durch ein proteinreiches Nährstoffgetränk ergänzt oder ersetzt werden. Damit lernen Übergewichtige die tägliche Kalorienzufuhr zu reduzieren, sie sind länger satt und der Heißhunger nach rasch resorbierbaren Kohlenhydraten wird wieder kontrollierbar. Er beklagte die Vielzahl der Außenseiter- oder Extremdiäten, die absolut nicht für eine dauerhafte Gewichtsnormalisierung geeignet seien, und das Risiko für eine Gewichtskarriere mit jahrelangen Jo-Jo-Effekten fördern.
Wenn alle Versuche mit Ernährungsanpassung und vermehrter Bewegung gescheitert sind und das Gewicht nach wie vor im gesundheitsgefährdenden Bereich liegt, gilt die bariatrische Chirurgie als ultima ratio. Zunehmend werden auch in Deutschland die Adipösen chirurgisch versorgt, ob nun mit einem Magenband oder einem Magenbypass. Im Grunde genommen dient jede Methode der Verkleinerung des Magenvolumens, so dass der operierte Patient ein sehr viel früheres Sättigungsgefühl erlebt. Er braucht deutlich geringere Nahrungsmengen um satt zu sein, und führt so seinem Körper sehr viel weniger kalorienbelastete Ernährung zu. Die Entscheidung für eine chirurgische Therapie soll aber nach Ansicht Malfertheimers immer im Expertenteam interdisziplinär und kritisch erfolgen. Eine gute Information und enge Absprache mit dem Patienten sind selbstverständliche Voraussetzungen. Besonders erfolgreich gestaltet sich ein bariatrischer operativer Eingriff bei solchen Patienten, deren Stoffwechsel sich bereits im Bereich des Diabetes befindet. Menschen mit Typ-2-Diabetes profitieren durch die sogenannte metabolische Chirurgie oft schon unmittelbar nach der Operation und lange der Gewichtsreduktion. Der Zuckerstoffwechsel und der Diabetes mellitus werden günstig beeinflusst, und viele der Betroffenen können ihre Diabetesmedikamente oder sogar das Insulin reduzieren. Nicht selten geht die Stoffwechselerkrankung in Remission, was bedeutet, dass der Diabetes geheilt ist.