Bei einigen Grunderkrankungen wie z.B. Diabetes mellitus, Bluthochdruck, koronare Herzerkrankungen und besonders bei psychischen Störungen wie einer Depression besteht ein hohes Risiko, an einer erektilen Dysfunktion zu erkranken.
Laut Definition handelt es sich bei der erektilen Dysfunktion um die Unfähigkeit des Mannes einen zufriedenstellenden Geschlechtsverkehr zu praktizieren, weil der Penis nicht die dazu notwendige Steifigkeit entwickelt. Hält dieses Unvermögen länger als ein halbes Jahr an, sollten die Beschwerden einem Arzt (Urologen/Andrologen) vorgestellt werden, um die Ursache herauszufinden.
Nach dem 50. Lebensjahr steigt die Rate der erektilen Dysfunktion deutlich an, und Männer jenseits des 70. Lebensjahrs sind etwa zur Hälfte davon betroffen. Es gibt kaum eine andere Erkrankung, die den Mann in gleicher Weise im Zentrum seines Selbstbewusstseins und seines Selbstwertgefühls trifft, nicht zuletzt, weil gutes Aussehen, Gesundheit und männliche Stärke in der heutigen Zeit mit Jugendlichkeit, Erfolg und Potenz gleichgesetzt werden. Weil mit zunehmenden Alter bei den meisten Menschen normale Körperfunktionen schwächer werden, z.B. die Herzleistung, die Lungenfunktion und die muskuläre Kraft, ist es nicht verwunderlich, dass auch die sexuelle Funktion im Alter nachlässt. Der Versuch, die Jugendlichkeit um jeden Preis bis ins hohe Alter zu erhalten, scheitert meist an den natürlichen Alterungsprozessen, und es empfiehlt sich, diese zu akzeptieren, anstatt in eine Falle zu geraten, die man sich selbst aufgestellt hat.
Dennoch muss die erektile Dysfunktion ernst genommen und nach eventuell zugrunde liegenden Erkrankungen gesucht werden. Die Erektion des Mannes ist von funktionierender Durchblutung abhängig, und bei den kleinen Penisgefäßen machen sich Durchblutungsstörungen sehr früh bemerkbar. Der Arzt sollte nach weiteren Gefäßverengungen suchen, etwa an den Herzkranzgefäßen oder nach einer Atherosklerose bei Diabetes oder erhöhten Blutfettwerten. Viele Herzinfarkte oder periphere arterielle Durchblutungsstörungen können auf diese Weise rechtzeitig erkannt und einer wirksamen Behandlung zugeführt werden.
Es erklärt sich beinahe von selbst, dass Männer mit depressiven Erkrankungen an sexuellen Störungen im Sinne einer erektilen Dysfunktion leiden können. Auch hier ist die Behandlung der Depression eine wichtige Maßnahme die sexuelle Funktionalität zurück zu gewinnen.
Sollten allerdings Paarprobleme oder Beziehungsmüdigkeit der erektilen Dysfunktion zugrunde liegen, kann eine Paarberatung oder psychologisch gestützte Gesprächstherapie hilfreich sein, um die Ursache einzugrenzen und Konsequenzen daraus zu ziehen. Ein professionelles, nicht verschämtes Gespräch mit dem Arzt ist der erste Schritt zur erfolgreichen Behandlung der erektilen Dysfunktion. Durch Laboruntersuchungen oder eine Dopplersonographie können einige Ursachen ausgeschlossen oder eingegrenzt werden, wie etwa eine gutartige Prostatahyperplasie oder ein Karzinom dieser Vorsteherdrüse, oder auch eine mangelnde Gefäßfunktion. Jede individuelle Ursache einer erektilen Dysfunktion bedarf einer spezifischen Behandlung.
Noch vor wenigen Jahrzehnten gehörten Vakuumpumpentherapie und Schwellkörperimplantate zu den wichtigsten Therapien einer erektilen Dysfunktion. In der modernen Medizin stehen aber gut wirksame Substanzen mit den sogenannten PDE-5-Hemmern (Phosphodieesterase-5-Hemmer) zur Verfügung, die über erhöhte Durchblutung in den Penisgefäßen die natürlichen Vorgänge der Erektion im Schwellkörper verstärken. Ein erotisierender Stimulus sorgt für eine vermehrte Stickoxid-Freisetzung, die über mehrere Stoffwechselschritte zur Verschiebung von Kalzium führt und dadurch zur Entspannung (Relaxation) der glatten Muskulatur. Über diesen Mechanismus beginnt eine Erektion, die ausreichend lange anhält, um einen normalen Geschlechtsverkehr zu haben. Diese Substanz wird im Allgemeinen sehr gut vertragen. Allerdings ist bei Männern mit Herzerkrankungen, wenn sie ein nitrathaltiges Medikament einnehmen, Vorsicht geboten, weil der Blutdruck absinken kann. Auf jeden Fall ist bei bestehenden Herzerkrankungen, etwa einer koronaren Herzerkrankung oder einer Herzinsuffizienz vor der Anwendung eines PDE-5-Hemmers der Arzt zu konsultieren. Er wird prüfen, ob die Verwendung eines PDE-5-Hemmers unbedenklich ist.
Inzwischen gibt es die Substanzen auch als Schmelztablette, die ohne Wasser und sehr diskret eingenommen werden kann.