Frauen sind offenbar anfälliger für Alkoholismus als Männer. Schuld daran sind die Gene, die eine größere Rolle spielen als bisher angenommen. Das haben Wissenschaftler jetzt herausgefunden, und ihre Ergebnisse im Fachmagazin „Biological Psychiatry“ veröffentlicht.
Wie eine aktuelle Untersuchung der Forscher belegt, ist bei Alkoholikerinnen das Gen für das ‚Glückshormon’ Endorphin häufiger verändert als bei gesunden Frauen. Endorphine aktivieren das Belohungssystem im Gehirn und sorgen unter anderem für eine gute Stimmung.Dieses Gefühl kennen vor allem Marathonläufer oder andere Ausdauersportler. Aber auch nach einer Tafel Schokolade oder einem Glas Bier oder Wein sorgen die Glückshormone für gute Laune. Wenn sie fehlen, sollte der Griff zur Flasche daher nicht so schnell erfolgen, so jedenfalls die Theorie. Forscher der Universität Bonn und des schwedischen Karolinska-Instituts haben dies nun im Experiment getestet.
Hierzu untersuchten sie Mäuse, die aufgrund einer Genveränderung keine Endorphine produzieren konnten. Die Versuchstiere hatten die Wahl, ihren Durst mit reinem Wasser oder einer Ethanollösung zu stillen. Anschließend nahmen die Forscher Erbanlagen unter die Lupe, die im menschlichen Endorphin-Stoffwechsel eine bedeutende Rolle spielen. Dazu untersuchten sie Blutproben von insgesamt knapp 500 Alkoholikerinnen und Alkoholikern auf Auffälligkeiten.
Mit Erfolg: Die Forscher fanden nämlich heraus, dass zwei genetische Änderungen im Erbgut von Alkoholikerinnen signifikant häufiger auftauchen als bei gesunden Frauen. Der genaue Zusammenhang ist aber noch weitgehend unklar. Bei männlichen Alkoholikern fanden die Wissenschaftler keine Auffälligkeiten, die auf eine Beteiligung der Endorphine hindeuten. Frauen mit einer bestimmten genetischen Konstellation könnten demnach gefährdeter sein, von Alkohol abhängig zu werden. Allerdings müssen diese Untersuchungsergebnisse durch weitere Studien bestätigt werden, so die Forscher.