Alkohol ist das “beliebteste” Anxiolytikum (angstlösendes Medikament). Er ist frei zugänglich und in unserer Kultur gesellschaftlich akzeptiert. Alkohol mindert nicht nur die Angst, sondern auch andere negative Gefühlszustände wie depressive Verstimmungen. Wer getrunken hat, fühlt sich zunächst wohler als sonst. Die Welt erscheint rosig, Alltagspflichten werden als weniger belastend erlebt.
Alkohol greift in den Nerven- und Gehirnstoffwechsel ein und wirkt schädigend auf alle inneren Organe. Acetaldehyd, ein Abbauprodukt des Alkohols wirkt ebenfalls stark giftig auf das Nervensystem. Alkoholmissbrauch führt zu Organschäden und Persönlichkeitsveränderungen, zu Fehlzeiten am Arbeitsplatz und geringerer Arbeitsleistung. Verkehrs- und Betriebsunfälle ereignen sich besonders häufig unter Alkoholeinfluss.
Alkohol verändert den Gehirnstoffwechsel. Ist erst einmal eine Gewöhnung eingetreten, kann der Entzug des Alkohols eine Zeitlang angstverstärkend wirken, so dass der Patient seinen Ängsten noch stärker ausgesetzt ist als vorher. Das macht den Ausstieg aus einer Abhängigkeit gerade für Angstpatienten besonders schwierig.
Patienten mit Panikstörungen nutzen Alkohol oft als Mittel um ihr Vermeidungsverhalten und ihre Erwartungsangst zu reduzieren. Patienten mit isolierten Panikstörungen weisen häufig eine primäre Alkoholerkrankung auf. Bei diesen Patienten sind Panikattacken entweder Folgen eines exzessiven Alkoholkonsums oder sie treten als Symptome des Alkohol-Entzugs auf.
Etwa 20 Prozent der Patienten mit einer Sozialphobie entwickeln eine Alkoholabhängigkeit. Viele sozial ängstliche Menschen verwenden Alkohol als Mittel zur Linderung ihrer Symptome, sie “trinken sich Mut an”. Auf einmal erscheinen die Mitmenschen nicht mehr bedrohlich, man traut sich Dinge, die man nüchtern nie wagen würde.
Alkohol und/oder Beruhigungsmittel ermöglichen es oft über einen längeren Zeitraum, die soziale Phobie vor anderen zu verbergen und das Leben scheinbar unauffällig zu bewältigen. Im Lauf der Zeit ergeben sich jedoch meist massive Folgeprobleme.