Eine genetische Veranlagung kann an der Ursache für Neurodermitis beteiligt sein. Neue Forschungen der Molekulargenetik weisen auf eine Störung der Barrierefunktion der Haut hin, die in Zusammenhang mit einer Abweichung des körpereigenen Immunsystems zu einer entzündlichen Hauterkrankung führt.
Die Neurodermitis, auch atopisches Ekzem genannt, ist eine der häufigsten Hauterkrankungen, die sehr oft bereits im Kindesalter beginnt, aber zunehmend auch Erwachsene betrifft. In Deutschland sind davon etwa 15 Prozent aller Kinder und insgesamt drei bis vier Millionen Menschen betroffen. Diese Hauterkrankung tritt nicht selten gemeinsam mit Allergien wie etwa Asthma und Heuschnupfen auf.
Mit dem “Atopie-Patch-Test” (APT) kann beim Hautarzt das verantwortliche Allergen nachgewiesen werden. Beim Atopie-Patch-Test wird ein Pflaster mit einem vermuteten/verdächtigen Allergen – zum Beispiel Hausstaubmilben, Tierhaare oder Pollen – auf die intakte Rückenhaut geklebt. Bei Neurodermitikern entsteht dosisabhängig an der Kontaktstelle mit der Rückenhaut ein Ekzem. Dies zeigt einerseits die allergische Disposition und andererseits welches Allergen der Patient unbedingt meiden muss. Neurodermitis kann in Schüben auftreten, und als Auslöser eines Neurodermitis-Schubs können z.B. Allergene aus der Nahrung in Frage kommen, wie Hühnerei, Nüsse, bestimmte Früchte oder auch Milchprodukte.
Aufgrund der neuen Erkenntnisse scheint sich eine neue Behandlungsmöglichkeit anzubieten: Die in der Allergietherapie gebräuchliche Hyposensibilisierung, bei der der Organismus allmählich an allergieauslösende Stoffe gewöhnt wird, hilft möglicherweise auch den Neurodermitikern. Zur Zeit werden unterschiedliche Allergene aus der Luft und der Nahrung daraufhin überprüft, ob eine allergen-spezifische Immuntherapie auch bei Neurodermitis erfolgreich eingesetzt werden kann.
Aufgrund der Komplexität der Krankheit – auch unter dem Aspekt der häufigen psychosomatischen Interaktionen – reicht die durchschnittliche Beratungszeit in den Hautarztpraxen oft nicht aus, um eine eindeutige Klassifizierung der unterschiedlichen Formen des atopischen Ekzems vorzunehmen. Daher wurde in Deutschland ein interdisziplinäres Edukationsprogramm zur “Neurodermitis-Schulung” entwickelt, an dem Haut- und Kinderärzte, Pädagogen, Psychologen, Ernährungsfachkräfte sowie dermatologisch geschultes Pflegepersonal zusammenarbeiten.
„In sechs aufeinander folgenden Sitzungen wird dort Wissen zur Erkrankung vermittelt und die Motivation der Patienten zur Eigenverantwortung gestärkt“, erklärte Professor Dr. med. Dr. phil. Johannes Ring, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein der Technische Universität München auf der 46. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft in Dresden. Ring wies darauf hin, dass dieses Fortbildungsprogramm von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet wird.