Jetzt haben wir es amtlich:
die Deutschen sind zu dick, haben wenig Ahnung von richtiger Ernährung und in der Hauptschule sind die Kinder dicker als die im Gymnasium.
Mit der von Verbraucherminister Horst Seehofer gestern vorgestellten „Nationalen Verzehrstudie“ kam das Dilemma ans Licht.
Demnach sind 50 Prozent der gesamten Bevölkerung mit einem BMI zwischen 25 und 30 eindeutig übergewichtig, von den Männern sind zwei Drittel betroffen und von den Frauen fällt jede Zweite in diese Kategorie.
Bei den Jugendlichen zeichnen sich zwei unterschiedliche Entwicklungen ab:
während die jungen Männer häufiger gegen Übergewicht kämpfen, finden sich bei den jungen Frauen vor dem 17. Lebensjahr mindestens zehn Prozent Untergewichtige.
Lange vermutet und nun in der Studie belegt wird der Zusammenhang zwischen dem Körpergewicht und dem Bildungsniveau. So gehören Männer mit Hauptschulabschluss mit 48 Prozent zu den Übergewichtigen und diejenigen, die das Gymnasium besucht haben, sind nur zu 41 Prozent betroffen. Deutlicher noch wird diese Unterscheidung bei den Frauen: hier bringen 36 Prozent von denen mit Hauptschulabschluss zu viel Gewicht auf die Waage, im Vergleich zu ungefähr zehn Prozent der betroffener Frauen, die ein Gymnasium besucht haben. Dieses Phänomen zeigt sich auch bei den Kindern und Jugendlichen, die noch die Schule besuchen.
Die Studie geht davon aus, dass dies eine Folge mangelnder Information zur richtigen Ernährung oder zum individuellen Kalorienbedarf ist.
Das Ministerium teilt mit, das Fastfood, Döner, BigMac und andere Schnellimbisse offenbar mit verantwortlich sind an dieser Entwicklung. Ach, ja, Herr Seehofer stellte noch fest, dass selbst zubereitetes Essen immer seltener in den Familien angeboten wird.
Offenbar verliert auch das gemeinsame Essen seinen Stellenwert als soziales Ereignis in der Familie. Gemeinsames Essen ist eher die Ausnahme und das Essen am Schreibtisch, stehend in der Küche oder im Vorbeigehen auf der Straße findet immer mehr Anhänger.
An der Nationalen Verzehrstudie nahmen etwa 20.000 Bundesbürger im Alter zwischen 14 und 80 Jahren teil. Befragt wurden sie nicht nur nach ihrem Essverhalten, sondern auch nach der Einkaufspraxis, den sportlichen Aktivitäten und dem Lebensstil.
Insgesamt kann man vermutlich davon ausgehen, dass nicht allein die falsch ausgewählten Lebensmittel und die zu großen Portionen als alleinige Übeltäter anzuklagen sind. Vielen Menschen fehlt die Zeit für aktive körperliche Bewegung oder regelmäßige sportliche Aktivitäten, weil die Zeit vor dem TV oder Computer verloren geht, weil der Fahrstuhl direkt neben der Treppe einen angenehmern Aufstieg verspricht und weil das Auto viele mühsame Wege erleichtert.