“Im Darm sitzen Tod und Leben” sagt ein arabisches Sprichwort. Damit wird deutlich, wie wichtig ein gesunder Darm für Gesundheit und Wohlbefinden ist. Solange der Darm funktioniert, ist er ein wenig beachtetes Organ, über dessen Funktionen die meisten Menschen nicht gerne sprechen oder nachdenken. Erst wenn der Darm Probleme macht, merken wir, wie intensiv das gesamte Leben davon beeinträchtigt sein kann.
Der Darm erfüllt vielfältige Aufgaben im menschlichen Körper. Hier findet der größte Teil der Verdauung statt. Er ist das Behältnis für alles, was wir essen und trinken. Er sorgt für die Aufspaltung der Nahrung in verwertbare Bestandteile und die Aufnahme von Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien über die Darmwand in den Blutkreislauf.
Weniger bekannt ist, dass der Darm eine Schlüsselrolle innerhalb des Immunsystems einnimmt. Der Darm gelangt in Kontakt mit allem, was wir zu uns nehmen, mit Nahrung, aber auch mit Krankheitserregern. Er muss ständig zwischen Freund und Feind unterscheiden, verwertbare Substanzen aufnehmen, Schädliches bekämpfen und zusammen mit unverdaulichen Resten der Nahrung ausscheiden.
Der Verdauungsvorgang wird vom enterischen Nervensystem gesteuert. Dieses Nervensystem befindet sich in der Darmwand und arbeitet weitgehend unabhängig vom Gehirn (autonom). Mit diesem Nervensystem, das auch eng mit dem Immunsystem und der Psyche verknüpft ist, befasst sich eine relativ neue Wissenschaft, die Neurogastroenterologie.
Bei Menschen, die unter chronisch entzündlichen Darmkrankheiten (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa leiden, können alle diese Funktionen gestört sein. Daher haben CED-Patienten nicht einfach “Verdauungsprobleme”, sondern sind in ihrer gesamten Lebensqualität und Leistungsfähigkeit beeinträchtigt.