Die häufigste und bekannteste Form aller entzündlichen Gelenkerkrankungen ist die rheumatoide Arthritis (RA), auch bekannt als chronische Polyarthritis. Unbehandelt führt sie zu einer fortschreitenden Zerstörung der Gelenke. Die Ursachen dafür sind nicht vollständig bekannt. Genetische Faktoren werden diskutiert. Eine große Rolle spielt auf jeden Fall das Immunsystem.
Normalerweise befindet es sich in einem Gleichgewicht, in dem sowohl angeborene als auch erworbene Mechanismen dafür sorgen, dass Eindringlingen wie zum Beispiel Viren oder Bakterien zerstört werden.
Um der Entstehung von Krebs vorzubeugen, muss sich das Immunsystem auch gegen körpereigene Zellen richten, deren Erbmaterial verändert oder geschädigt ist, Immer sorgen bremsende Mechanismen dafür, dass es nicht überschießt. Bei Patienten mit RA ist dieses Gleichgewicht gestört – die Abwehr greift körpereigenes gesundes Gewebe des Bewegungsapparates an, und daran sind angeborene und erworbene Mechanismen beteiligt.
Zu den angeborenen gehört, dass Zellen der Gelenkinnenhaut vermehrt bestimmte Botenstoffe bilden, die eine Entzündung auslösen, beziehungsweise verstärken. Zu den erworbenen Mechanismen gehört, dass spezifische Antikörper gegen gesundes Gewebe gebildet werden. Bereits bis zu zehn Jahre vor Ausbruch der Krankheit haben manche Patienten solche Antikörper in ihrem Blut, die für eine rheumatoide Arthritis typisch sind, sogenannte ACPAs (Antikörper gegen zitrullinierte Peptide). Bei Patienten, in deren Blut sich ACPAs nachweisen lassen, verläuft die rheumatoide Arthritis meist aggressiver als bei jenen, die ACPA-negativ sind.
Heute weiß man, dass auch Gewebearten, die nicht typischerweise zu dem Immunsystem zählen, an der Entwicklung der RA beteiligt sind. So stellen beispielsweise auch die Fettzellen bestimmte Botenstoffe her, die die entzündlichen Vorgänge und die Gelenkschädigungen begünstigen. Um dieses Phänomen zu verstehen, hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft vor Kurzem ein Schwerpunkt-Forschungsprogramm eingerichtet.
Für die Therapie der rheumatoiden Arthritis spielen diese Erkenntnisse eine große Rolle: Ärzte behandeln Patienten mit Medikamenten, die das Abwehrsystem unterdrücken. Dabei kommen auch sogenannte Biologika zum Einsatz. Das sind biologische Gegenspieler von Botenstoffen, die eine Entzündung auslösen. Je nach Art der im Blut gefundenen Antikörper kann die Therapie individuell an den Patienten angepasst werden.