Kinder und Jugendliche in Deutschland leiden oft unter Kopfschmerzen, und die Zahl der Betroffenen nimmt konstant zu. Aus klinischen Daten geht hervor, dass 58 Prozent dieses Kollektivs über Kopfschmerzen berichten, die schon vor dem zwanzigsten Lebensjahr aufgetreten sind. Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen, und die Diagnose Migräne wird im frühen Schulalter bei fünf bis zehn Prozent, und in der Pubertät bei mehr als 15 Prozent gestellt.
Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen treten nicht selten gemeinsam mit den Kopfschmerzen auf, und die Experten sprechen dann von einer abdominellen Migräne, wenn die Bauchsymptomatik im Vordergrund steht.
Das typische Bild und die Prodromi (Vorzeichen) einer Migräne sind oft Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Übelkeit und Erbrechen, auf die der häufig einseitige pulsierende Kopfschmerz folgt. Bei Kindern scheint die Migräne häufiger als Stirnkopfschmerz oder seitlicher Kopfschmerz aufzutreten. Eine Differenzierung zwischen pulsierenden und drückenden Kopfschmerzen gelingt den Kindern oft noch nicht. Im Vergleich zu den langanhaltenden Migräneattacken bei Erwachsenen, die über zwei bis drei Tage anhalten können, leiden Kinder vorwiegend nur wenige Stunden unter Migräne-Kopfschmerzen.
Kinder mit Kopfschmerzen sollten immer zur ärztlichen Abklärung geführt werden, weil sich dahinter auch Sehstörungen verbergen können, eine Infektion im Gesichtsbereich oder der Hirnhaut, orthopädische Haltungsstörungen oder in seltenen Fällen ein Tumor festgestellt werden kann.
Belastende Erlebnisse sind ebenfalls nicht selten auslösende Ursache für Kopfschmerzen bei Kindern, und eventuell psychische Belastungen in der Krankheitsvorgeschichte sollten erfragt werden. Scheidungskinder können auf die Trennung von einem Elternteil mit Kopfschmerzen reagieren, Angst vor der Schule oder Schulwechsel kann Kopfschmerzen verursachen, oder wenn nahe Familienangehörige sterben, wächst die psychische Belastung für das Kind enorm an und finden in Kopfschmerzen einen Ausdruck.
Welche Rolle die Überforderung und ständigen Anforderungen an die Kinder heutzutage bei der Entstehung und Ausbreitung von Kopfschmerzen spielt, ist noch nicht ausreichend erforscht. Zu Prävention von kindlichen Kopfschmerzen empfehlen die Schmerzmediziner aber nach jeder und vor der nächsten Belastung/Anforderung des Kindes eine Pause zur Entspannung einzulegen. Wichtig erscheint es auch, die Kinder über das Wesen und die Entstehung von Kopfschmerzen zu informieren und zu schulen, damit sie lernen, sich richtig bei einer Attacke zu verhalten. Fertigen die Kinder einen Kopfschmerzkalender an, können eventuell zeitliche Zusammenhänge, die Zeitdauer zwischen den Kopfschmerzen und auslösende Ursachen selbst oder gemeinsam mit den Eltern gefunden werden.
Zur Therapie kindlicher Kopfschmerzen wird Ibuprofen oder Paracetamol empfohlen, Sollte deren schmerzlindernde Wirksamkeit nicht ausreichen, kann auch im Kindesalter die Gabe eines Triptans erwogen werden, allerdings nicht vor dem 12. Lebensjahr.
Im Kindesalter deutlich zu bevorzugen ist eine Prophylaxe der Kopfschmerzen, um eine Linderung oder einen Rückgang der Schmerzhäufigkeit zu erreichen. Dabei sollten alle psychischen Ereignisse auf ihr Belastungspotential für das Kind geprüft werden, damit sie vermieden werden können. Auch den Ernährungs- und Trinkgewohnheiten des Kindes sollte besondere Aufmerksamkeit gelten. Regelmäßige Mahlzeiten und ausreichende Trinkmengen im Laufe eines Tages sollten unbedingt angestrebt werden.
Sollte dennoch eine Migräne bestehen bleiben und einer medikamentösen Prophylaxe bedürfen, werden niedrig dosierte Betablocker eingesetzt oder auch geringe Antidepressiva-Dosierungen. Migräneprophylaxe bei Kindern gehört aber unbedingt in die Hände des Arztes, möglichst eines Schmerztherapeuten.