Ein akuter Gichtanfall gehört zu den schmerzhaftesten Erfahrungen von Patienten, bei denen sich vermehrt Harnsäure-Kristalle in einem oder mehreren Gelenken ansammeln. Typischerweise tritt die erste Erkrankung mit der akuten Entzündung bevorzugt in einem Großzehen-Grundgelenk auf. Der Schmerz ist äußerst heftig und die Betroffenen empfinden bereits die ‚die Last der Bettdecke’ als unerträglich.
Beschrieben ist die Gicht in bei Wilhelm Busch und anderen alten Büchern als Zipperlein, Sie befällt deutlich häufiger das männliche Geschlecht und kann getriggert werden, wenn mit der Nahrung vermehrt Purine aufgenommen werden. Diese befinden sich in hoher Konzentration in Schalentieren und Pilzen, sodass nach reichhaltigen Mahlzeiten wie beispielsweise während der Weihnachtsfeiertage und während der Pilzsaison besonders viele Gichtpatienten hilfesuchend ihren Arzt konsultieren.
Glücklicherweise kann die Gicht mit herkömmlichen Medikamenten wie Colchicin, Allupurinol, sowie mit modernen Substanzen wie Xantinoxidase-Hemmern erfolgreich behandelt werden. Therapeutisch wichtig ist eine effektive und dauerhafte Senkung der erhöhten Harnsäure-Kristalle im Blut. Im Gelenk verursachen diese Kristalle eine sich selbst unterhaltende und fortschreitende Entzündung, und im Falle einer chronischen Gicht kommt es zur fortschreitenden Zerstörung der betroffenen Gelenke. Bei der primären Gicht liegt eine idiopathische Ausscheidungsstörung für Harnsäure vor, eher selten resultiert die Gicht aus einer Harnsäure-Überproduktion. Sie hängt allerdings eng zusammen mit einer Überernährung oder falschen Nahrungsmittel.
Zu den Prädilektionsstellen gehören vor allem die weniger gut durchbluteten und kalten Regionen des Körpers. Daher treten die Veränderungen einer Gicht bevorzugt an den Füßen, an den Ohrmuscheln, körperfernen Sehnen und Fingerlenken auf. Sichtbar wird die erhöhte Harnsäurebelastung durch sogenannte Gichttophi, die als schmerzhafte Gichtknoten über das Hautniveau hinausragen.
Anfangs ist häufig nur ein Gelenk betroffen, wenn die Gicht sich erstmals bemerkbar macht. Es kommt zu intensiver Schwellung und starker Rötung sowie zu heftigen Schmerzen schon bei geringster Berührung. Diese meist das Großzehen-Grundgelenk heimsuchende Symptomatik (Podagra) kann mehrere Tage andauern. Bleiben die Schwellung, Schmerz und Rötung über mehrere Wochen bestehen, handelt es sich um eine chronische Gicht.
Zu den bekannten Risikofaktoren für eine Gicht gilt nicht nur die Fehlernährung mit zu hohem Puringehalt, sondern auch eine familiäre Veranlagung, deutliches Übergewicht, Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder Bluthochdruck und zu hohe Blutfettwerte. Einige Medikamente sind ebenfalls an der Entstehung einer Gicht beteiligt. Hierzu gehören vor allem die Diuretika (entwässernde Substanzen), ASS oder einige immunsupprimierende Substanzen.
Bei vielen Patienten werden die Harnsäurekristall-Ablagerungen auch außerhalb der Gelenke angetroffen. An der Haut, an Sehnen und Schleimbeuteln werden sie meist von den Hautärzten gefunden und diagnostiziert. Es sind in selteneren Fällen aber auch Ablagerungen an den Augen, im Bereich des Kehlkopfes sowie des Herzens beschrieben worden.
Auf diesen Wegen kann durch eine Gicht auch die Sehfähigkeit eingeschränkt werden, Heiserkeit, Stimmstörungen und Schluckbeschwerden sowie Atemnot beschäftigen den Hals-Nasen-Ohren-Arzt und weil sehr selten Gichtknoten im Bereich der Herzklappen auftreten, ist es die Kunst des Arztes, ob diese diagnostisch der Gicht zugeschrieben werden können.
Je früher eine Gicht erkannt und behandelt wird, umso schneller klingen die Schmerzen ab, die meist gut auf ein nichtsteroidales Antirheumatikum ansprechen. Dazu gehören Diclofenac, Ibuprofen und ASS.
*Wilhelm Busch – „Der Dick aber – autsch mein, hat wieder heut das Zipperlein“