Depression bei Kindern und Jugendlichen
Lange Zeit waren Fachleute davon überzeugt, dass Kinder nicht depressiv werden können. Diese falsche Annahme wurde jedoch durch die Forschung widerlegt. Depression bzw. depressives Verhalten bei Kindern und Jugendlichen manifestiert sich auf ganz unterschiedliche und teilweise völlig gegensätzliche Weise. Leider wird diese Erkrankung noch häufig nicht als solche erkannt und diagnostiziert. Bei Kleinkindern kommt die Krankheit recht selten vor, bei älteren Kindern und Jugendlichen sieht es da etwas anders aus.
Als Faustregel kann jedoch herangezogen werden: Je jünger das Kind an einer Depression erkrankt, desto schwerer verläuft die Erkrankung. Wird wie beim Erwachsenen die Krankheit früh und rechtzeitig erkannt, stehen die Aussichten auf eine Heilung nicht schlecht.
Bei Kindern versteckt sich die Depression oft hinter nicht eindeutig körperlichen Beschwerden wie beispielsweise ständiger Gereiztheit oder gar aggressivem Verhalten. In der Fachsprache nennt man dies eine „larvierte Depression“. Der Begriff leitet sich aus dem lateinischen Wort „Larva“ ab, was soviel wie Maske bedeutet.
Bei Kleinkindern äußert sich eine Depression insbesondere durch körperliche Beschwerden.
Die Kinder klagen über:
Für diese Beschwerden gibt es zunächst keine medizinische Erklärung. Die Kinder sind dabei noch vielfach unruhig, gereizt oder ziehen sich insbesondere vom Sozialleben zurück und entwickeln sich zum sogenannten „Eigenbrötler“.
Vor der Pubertät ist die Anzahl der depressiven Jungen und Mädchen etwa gleich gross. Nach der Pubertät verschiebt sich dieses Gleichgewicht zu Ungunsten der Mädchen. Ein Grund könnte darin liegen, dass die körperlichen als auch sozialen Veränderungen während der Pubertät von Mädchen als wesentlich belastender empfunden werden als bei Jungen.
Ein in den letzten Jahren immer häufiger auftretendes Phänomen bei Mädchen bzw. jungen Frauen ist das Auftreten einer Depression in Zusammenhang mit einem gestörten Essverhalten. Durch die „Vorbildfunktion“ von Popstars, Werbung oder Models wird gerade von dieser Zielgruppe ohne zu hinterfragen versucht, sie – meist vergebens – zu kopieren. Selbst normalgewichtige Mädchen versuchen noch durch übermäßigen Sport oder Diäten dem „Vorbild“ äußerlich möglichst nahe zu kommen. Dies endet nicht selten in einer Frustration, die durchaus als erster Schritt in eine Depression gewertet werden kann.
Hoffnungslosigkeit und Trauer sind die Hauptmerkmale einer beginnenden Depression bei Jugendlichen. Diese können zusammen mit (Versagens-) Ängsten und starker Unruhe auftreten. Nicht selten werden Schlafstörungen oder ein erhöhtes Schlafbedürfnis beobachtet. Ein gestörtes Essverhalten mit extremer Gewichtszu- bzw. Gewichtsabnahme ist ebenfalls zu beobachten. Auch hat sich gezeigt, dass zur Depression neigende Jugendliche stärker anfällig sind für Alkohol- und Drogenmissbrauch. Dies wiederum führt zu Spannungen im Beruf, Schule oder Familie, welches die Krankheit noch weiter verschlimmert.
Depressive Jugendliche
Bei Kindern und Jugendlichen zeigen Psychotherapien in der Rege leine gute Wirksamkeit, vor allem die kognitive Verhaltenstherapie. Medikamentöse Therapien müssen unbedingt mit dem Arzt abgestimmt werden. Insbesondere der kindliche Metabolismus (Stoffwechsel) unterscheidet sich von dem eines Jugendlichen oder eines Erwachsenen erheblich. Deshalb sollte keine Eigenmedikation erfolgen, weder durch frei verkäufliche Mittel , sogenannte OTC-Präparate (Over The Counter), noch durch Medikamente, die möglicherweise noch im Haushalt vorzufinden sind, und von anderen Behandlungen bei Erwachsenen herrühren, wie beispielsweise Beruhigungsmittel.
Wichtig bei der Therapie von depressiven Kindern oder Jugendlichen ist das Verständnis und die Bereitschaft, sich mit dem Kind zu befassen – dies gilt insbesondere für das nähere Umfeld (i.d.R. die Familie sowie Lehrer und Freunde). Dies erfordert nicht nur Zeit, sondern auch Mut und Überwindung, sich offen mit einem depressiven Kind oder Jugendlichen auseinander zu setzen, da diese Krankheit in unserer Gesellschaft doch immer noch mit einem Stigma behaftet ist.
Geben Sie Ihrem Kind auf keinen Fall das Gefühl es handelt sich nur um eine Lappalie. Nehmen Sie die Krankheit und damit auch Ihr Kind ernst. Kommen Sie nicht weiter, und verschließt sich Ihnen Ihr Kind zunehmend, nehmen Sie unbedingt fachmännische Hilfe in Anspruch! Erster Ansprechpartner sollte dabei der Kinderarzt oder ein Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie sein. Nützliche Adressen erhalten Sie unter www.kinderaerzteimnetz.de oder www.bkjpp.de.