Dem Hausarzt als ersten Ansprechpartner für Patienten mit unipolarer Depression bietet sich ein vielschichtiges Krankheitsbild, welches häufig nicht an die zugrunde liegende psychische Störung denken lässt. Beim Management dieser Depression steht er vor der schwierigen Aufgabe, die richtige Diagnose zu finden, welche Therapie indiziert ist und in welchem Zusammenhang diese mit den körperlichen Symptomen steht.
Die sozialmedizinischen Konsequenzen sind gravierend, wenn die Krankheit nicht richtig behandelt wird, erläutern die niedergelassenen Fachärzte für Allgemeinmedizin, Dr. Heiner Buschmann aus Übach-Palenberg und Dr. Jörg Thiele aus Schkeuditz.
Seit 2002 bis zum Jahre 2008 stiegen die Behandlungskosten von 18,0 auf 22,0 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 22 Prozent entspricht. Von vier Millionen behandlungsbedürftigen Depressionen suchen 60 bis 70 Prozent hausärztliche Behandlung, nur 30 bis 35 Prozent werden als depressiv diagnostiziert, aber lediglich 30 bis 35 Prozent erhalten eine suffiziente Therapie. Die Therapie der Depression ist für den Hausarzt eine Herausforderung, weil frühzeitig und korrekt die Diagnose erfolgen sollte, die Therapieeffizienz gewährleistet sein muss und eine langfristige Begleitung bis über die Remission hinaus erwartet wird.
Mit mehr als 69 Prozent präsentieren die Patienten körperliche Beschwerden, häufig als Schmerzsymptome, die abgeklärt, und organische Leiden ausgeschlossen werden müssen. Jeder körperlich nicht begründbare Schmerz sollte an eine Depression denken lassen, so Thiele, der die Anwendung des WHO-Fragebogens zum Wohlbefinden als hilfreich erachtet. Als übergeordnetes Behandlungsziel bezeichnete Buschmann das Erreichen einer Remission und die Vermeidung von Rezidiven. Die Behandlung sollte sowohl auf die zugrundeliegende Depression, als auch auf die körperliche Schmerzsymptomatik ausgerichtet sein.
An beiden Symptomen sind häufig die Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin beteiligt. Möglicherweise ist bei Depressiven auch die Schmerzempfindung verändert. Weil gängige Antidepressiva zwar das psychische Befinden verbessern (z.B. SSRI), aber häufig nicht die Schmerzlinderung erreichen, plädierte er für die Anwendung eines SSNRI, die als selektive Serotonin und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, gleichermaßen die Depression und die Schmerzen günstig beeinflussen.