Noch immer glauben die meisten Menschen, dass der Herzinfarkt ein Ereignis ist, das vorwiegend die Männer trifft. Tatsächlich verhält es sich aber anders: jede zweite Frau erleidet im Laufe ihres Lebens einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder eine Herzinsuffizienz- allerdings etwa 10 Jahre später als ein Mann. Nach dem Klimakterium und besonders nach dem 65. Lebensjahr sollen Frauen sogar häufiger betroffen sein.
„Frau“ sollte sich also nicht in falscher Sicherheit wiegen und das Angebot der Krankenkassen wahrnehmen, um die Risikofaktoren für eine Herzerkrankung zu ckecken. Blutdruck (Hpertonie), Blutfette (Lipidstörungen) und Blutzuckerwerte schlagen im Risikoprofil für eine Herzerkrankung deutlich zu Buche.
Vor allem das Nachlassen der körpereigenen Östrogenproduktion, die vor dem Klimakterium die Gefäßwände vor Verkalkung schützt, steht nicht mehr zur Verfügung und sorgt dafür, dass sich ein Herzinfarktrisiko etabliert.
Das Problem des weiblichen Herzinfarktes wird immer noch erheblich unterschätzt, klagen die Mediziner. Aufklärung ist daher dringend erforderlich, damit bei einem kardialen Notfall einer Frau ebenso rasch an die Möglichkeit des Infarktes gedacht wird, wie dies bei den Männern durchweg der Fall ist.
Bei Infarktpatienten geht es oft um Minuten, die für Leben oder Sterben verantwortlich sind. Noch immer dauert es Frauen etwa 30 Minuten länger, bevor der Notarzt gerufen und die Klinik erreicht wird, weil nicht an die Möglichkeit eines Infarktes gedacht wird. Dies ist aber eine besonders wertvolle Zeit, in der lebensrettende Maßnahmen noch erfolgreich sind.
Ursache dafür ist aber auch, dass der Herzinfarkt bei Frauen oft andere klinische Symptome hervorruft als beim Mann. Der typische „Vernichtungsschmerz“, der in den linken Arm ausstrahlt, lässt bei Männern sofort an Infarkt denken und Notfallmaßnahmen ergreifen. Bei Frauen kann sich der Infarkt mit Schmerzen im Rücken, im Oberbauchbereich, als Übelkeit und Atemnot bemerkbar machen. Dies sind für den Arzt nur schwer zu definierende Symptome, deren Ursache er zunächst herausfinden muss: und das kostet Zeit!
Wenn die typischen, oben genannten Risikofaktoren vorliegen und eventuell noch eine Raucherkarriere hinzukommt, sollten Arzt und Patient bei akuten Problemen immer auch an einen Infarkt bei einer Frau denken.
Überblickt man die großen weltweite durchgeführten Studien zum Herzinfarkt, dann fällt auf, dass fast immer männliche Patienten an den Studien teilgenommen haben. Auf Grund dessen sind auch die Medikamente zur Vermeidung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorwiegend für das männliche Geschlecht untersucht.
Gute Substanzen zur Blutdrucksenkung, eine medikamentöse oder diätetische Regulierung der Blutfett- und Blutzuckerwerte sowie das Einstellen des Rauchens sind effektive Vorsorgemaßnahmen gegen die Gefäßverkalkung und den damit verbundenen Herzinfarkt. Mit regelmäßiger sportlicher Betätigung und der Vermeidung von Übergewicht können Frauen sich ebenfalls vor dem Infarktereignis schützen.
Eines ist aber wichtig: machen Sie sich die Vorsorge vor dem Herzinfarkt zur Herzenssache und lassen alle Risikofaktoren regelmäßig checken.