Regelmäßiger Alkoholkonsum kann bei Operationen das Risiko für Lungen-Komplikationen erhöhen. Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin in Berlin haben in einem Tierexperiment mit Mäusen herausgefunden, dass Alkohol das Immunsystems erheblich schwächt, so dass sie einem sehr häufig vorkommenden Lungenentzündungs-Erreger – selbst bei kleinen Eingriffen – nichts entgegen setzen können.
Ähnliches haben die Forscher auch bei Menschen festgestellt, die vor einer Operation regelmäßig Alkohol tranken. Schon verhältnismäßig geringe Mengen genügen, um zu Problemen zu führen. So fanden sie heraus, dass schweren Lungen-Komplikationen bereits bei Patienten auftraten, die in den drei Monaten vor der Operation jeden Tag drei Gläser Bier oder zwei Gläser Wein getrunken hatten. Derartige Trinkgewohnheiten werden bei etwa 20 Prozent der Bevölkerung festgestellt. Die Wissenschaftler schätzen, dass etwa 50 Prozent aller Patienten, die als Notfall eingeliefert werden, Alkohol im Blut haben.
Die Forschergruppe um Frau Professor Claudia Spies ist die einzige in Deutschland, die sich mit den Folgen von Alkohol für das Immunsystem befasst. Sie empfiehlt Patienten, die eine Operation planen können, bereits Monate zuvor ihren Alkoholkonsum einzuschränken. Gänzlich darauf müssen sie allerdings nicht verzichten. Ihr Appell an ihre ärztlichen Kollegen: alle Patienten sollten vor der Operation eingehend nach ihren Trinkgewohnheiten befragt werden. Es kann Leben retten, wenn man nach der Operation auf Komplikationen vorbereitet ist.
Die Forschungsgruppe plant die Entwicklung von Medikamenten, die später auch das Immunsystem frisch operierter Patienten bei der Abwehr gefährlicher Erreger unterstützen sollen
Quelle: Pressemitteilung der Charité – Universitätsmedizin Berlin