Etwa 25 Prozent der Deutschen sind kurzsichtig. Von den unter 60-jährigen sind 35 Prozent weitsichtig. In der Gesundheitswerkstatt erfahren Sie, für wen sich am besten eine Brille eignet und wer am ehesten von Kontaktlinsen profitiert. Außerdem: Wann ist eine Laser-Operation die beste Lösung?
Bis heute sind die genauen Ursachen der Kurzsichtigkeit noch immer nicht restlos aufgeklärt. Die Vererbung spielt aber eine nicht unwichtige Rolle. Sehr oft beginnt die Kurzsichtigkeit zwischen dem 10. und 12. Lebensjahr (die sogenannte Schul-Kurzsichtigkeit). Ab dem 25. Lebensjahr nimmt sie meist nicht mehr zu. Bei kurzsichtigen Menschen ist der Augapfel zu lang – das Bild entsteht dabei im Auge vor der Netzhaut. Bei Weitsichtigkeit ist der Augapfel zu kurz. Man kann nahe Objekte schlechter als weiter entfernte sehen. Ab dem 50. Lebensjahr setzt bei vielen Menschen die so genannte Altersweitsichtigkeit ein. Eine Sehschwäche kann heute mit drei unterschiedlichen Verfahren korrigiert werden: mit einer Brille, mit Kontaktlinsen oder einer Laser-Operation.
Wann eine Brille am besten ist
Leidenschaftliche Küsser sind genervt – und auch Eltern von fuchtelnden Säuglingen verfluchen ihre Brille oft. Trotzdem spricht einiges für die traditionelle Brille. Wer an Kopfschmerzen, Migräne, Nackenbeschwerden, Schwindelgefühl oder Lichtempfindlichkeit leidet, kommt am besten mit einer Brille zurecht, sagt Dr. Georg Eckert vom Berufsverband der Augenärzte. Auch zuckerkranke Menschen sollten lieber auf eine Brille zurückgreifen, weil bei ihnen häufig zu wenig Tränenflüssigkeit vorhanden, das Auge ständig trocken ist und zu Infektionen neigt. Außerdem kann eine Brille schnell auf- und abgesetzt werden. Nachteile der Brille: Brillen können komplizierte Brechungsfehler des Auges oder unregelmäßige Hornhautverkrümmung nur schlecht korrigieren. Außerdem haben Brillenträger ein eingeschränktes Gesichtsfeld. Bei hohen Dioptriewerten oder unterschiedlichen Sehstärken rechts und links ist eine Brille eher ungeeignet. Kunststoffgläser können leicht zerkratzen. Kosten: Die gesetzlichen Krankenkassen geben keine Zuschüsse. Eine vernünftige Brille kostet ab 90 Euro (25 Euro pro Glas, 40 Euro für die Fassung). Dazu kommt die Messung der Sehstärke: beim Optiker ab circa 20 Euro (die Messung beim Arzt zahlt die Kasse).
Für wen sind Kontaktlinsen besonders gut geeignet?
Etwa 30 bis 40 Prozent der Brillenträger würden gerne auch Kontaktlinsen tragen, von denen es zwei unterschiedliche Arten gibt: weiche und so genannte formstabile (harte) Linsen. Weiche Kontaktlinsen sind als Tages- oder Monatslinsen erhältlich, formstabile Linsen können bei guter Pflege bis zu zehn Jahre halten. Vorteile der Kontaktlinse: Sie korrigiert den Sehfehler dort, wo er entsteht – nämlich direkt am Auge. Geeignet sind Kontaktlinsen vor allem für Menschen mit höheren Fehlsichtigkeiten (+/- acht Dioptrien). Auch wenn die Sehschwäche auf beiden Augen sehr unterschiedlich ausgeprägt ist (Differenz beträgt mehr als zwei Dioptrien), sind Kontaktlinsen die bessere Wahl, erklärt Augenoptik-Professor Wolfgang Sickenberger von der Fachhochschule Jena. Auch Menschen mit einer ausgeprägten Hornhautverkrümmung kommen oft besser mit Kontaktlinsen zurecht. Wer eine altersbedingte Weitsichtigkeit zusätzlich zur Kurzsichtigkeit hat, kann auf Mehrstärkenkontaktlinsen zurückgreifen. Nachteile von Kontaktlinsen: Etwa 10 Prozent der Bevölkerung vertragen Kontaktlinsen überhaupt nicht. Es kommt zu Fremdkörpergefühl oder Irritationen. Kontaktlinsen werden in aller Regel nicht entspiegelt (im Gegenlicht beim Autofahren können Blendungen verstärkt werden). Kosten: Die Kassen zahlen nicht. Monatslinsen kosten zwischen 20 und 30 Euro (inklusive Reinigungslösung) pro Monat. Feste Linsen einmalig zwischen 300 und 400 Euro. Pro Monat kommen etwa zehn Euro für die Reinigung hinzu.
Wann kommt eine Laser-OP in Frage?
Für alle Menschen, die Probleme mit der Brille oder Kontaktlinse haben. Durch die Kurz- oder Weitsichtigkeit (kombiniert mit einer Hornhautverkrümmung) haben Brillenträger häufiger Kopfschmerzen. Kontaktlinsenträger haben häufig Probleme mit zu trockenen Augen (das so gennante Sicca-Syndrom) und können überhaupt keine Linsen vertragen.
Die Laser-in-situ-Keratomileusis (LASIK) ist das weltweit am häufigsten eingesetzte OP-Verfahren zur Korrektur folgender Fehlsichtigkeiten:
Zu den Vorteilen einer Laser-OP gehört unter anderem, dass mit dem Laser nicht die Hornhautoberfläche, sondern das Innere der Hornhaut behandelt wird. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten, kann ambulant durchgeführt werden und ist dank betäubender Augentropfen schmerzfrei, sagt Dr. Jørn Slot Jørgensen von den euroeyes-Kliniken in Hamburg. Nach wenigen Stunden erreicht man wieder ein normales Sehvermögen, nach einigen Tagen ist man fit für den Alltag. Achtung: Die OP kommt nur in Frage, wenn der Patient über 18 Jahre alt ist und die Fehlsichtigkeit stabil ist (sie sollte sich in den letzten zwei bis drei Jahren um nicht mehr als eine Dioptrie verändert haben)! Menschen mit Grauem Star oder einer zu dünnen Hornhaut können nicht operiert werden. Nachteile der Laser-OP: im Anschluss an den Eingriff kann es vorübergehend zu trockenen Augen kommen. Kosten: etwa 980,- Euro pro Auge. Werden von der Krankenkasse nicht übernommen. Tipp: Man kann die Kosten als außergewöhnliche Belastung von der Steuer absetzen.