Vegane Lebensmittel erleben zurzeit einen Boom, doch anders als Verbraucher glauben, ist eine vegane Ernährung nicht automatisch gesünder. Wer einfache tierische durch pflanzliche Lebensmittel ersetzt, riskiert Mangelerscheinungen.
Algenpulver als Ersatz für Butter und Ei in Backwaren, Soja-, Reis- und Haferdrinks statt Kuhmilch und Tofu anstelle von Fleisch zeigt die steigende Zahl an Produkten, die es heutzutage möglich machen auf tierische Lebensmittel zu verzichten.
Vegane Ernährung treibt derzeit die Innovationen auf dem Lebensmittelmarkt an, sagte Professor Peter Grimm, Geschäftsführer der Sektion Baden Württemberg der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Die meisten Veganer verzichten aus ethischen Gründen auf tierische Produkte, nicht zuletzt weil rein pflanzlichen Produkten der Ruf vorauseilt besonders gesund zu sein. Die Annahme bei veganer Ernährung automatisch gesund zu leben, ist ein gefährlicher Trugschluss“, so Grimm.
Er ist der Überzeugung, dass sich die gestiegene Nachfrage für den Markt veganer Ernährung längst an den normalen Markt angeglichen ist. Viele der angebotenen veganen Lebensmittel seien hoch verarbeitete Fertigprodukte, die mit unterschiedlichen Zusatzstoffen versehen werden, die mit gesunder Ernährung nur wenig zu tun haben, so Grimm mit den Worten: „Fertigprodukt ist Fertigprodukt“.
Wie bei jeder Ernährung sei auch bei veganem Lebensstil unbedingt auf ausgewogene Ernährung zu achten. Vor allem müsse jeder unbedingt ein Auge auf sein Ernährungsverhalten haben, wenn er einen gesundheitlichen Benefit davon haben möchte.
Dies gelte auch und insbesondere bei veganen- und Bio-Produkten. Der Ernährungswissenschaftler empfiehlt dringend sich bei einer Entscheidung gegen tierische Nahrungsmittel unbedingt qualifiziert beraten zu lassen.
Ein nicht zu vernachlässigendes gesundheitliches Risiko der veganen Ernährung ist die mangelnde oder fehlende Nährstoffzufuhr. Grimm: „Pflanzliche Ersatzprodukte für Fleisch und Milch liefern einfach wichtige Nährstoffe nicht, z.B. Vitamin B12“.
Zwar würden Produkte wie Algen und Shiitake-Pilze als Lieferanten von Vitamin B12 beworben. Das heißt aber noch lange nicht, dass der Organismus es auch daraus gewinnen kann. Nach heutigem Wissenstand ist das bei den meisten Menschen nicht in ausreichender Menge möglich.
Dann geht es nämlich nicht ohne Nahrungsergänzungsmittel, z.B. Vitamin B12 in Tablettenform, um den Mangel auszugleichen. Doch bei einigen Bevölkerungsgruppen sei dies bei weitem nicht ausreichend: Für Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche kann eine vegane Ernährung nicht empfohlen werden, weil diese mehr Nährstoffe brauchen.
Professor Grimm spricht sich entschieden gegen vegane Verpflegung in Kitas und Schulen aus, die einerseits zu Hause oft icht umgesetzt werden könne, andererseits keine ausgewogene Ernährung darstellt. Kinder und Jugendliche, die sich im Wachstum befinden, reagieren sehr empfindlich auf Nährstoff- und Vitaminmangel!
Universität Hohenheim