Pflanzliche Faserstoffe sind für eine gesunde Darmflora unentbehrlich und sichern das Mikrobiom sowie dessen Biodiversität. Eine Fast-food-Ernährung verändert den Bakterienrasen des Darms dramatisch, während pflanzliche Faserstoffe das Mikrobiom und die Darmfunktion erhalten und wesentlich verbessern.
Neben den bekannten Makronährstoffen bilden die Faserstoffe eine wichtige Energiequelle und liefern Nährstoffe für den Darm, sagte Professor Jürgen Stein vom Sachsenhäuser Krankenhaus anlässlich des dort realisierten Patiententages zu Diabeteserkrankungen in Frankfurt.
Grundsätzlich unterscheidet man wasserlösliche Faserstoffe, die vorwiegend aus Obst und Gemüse verfügbar sind, und nicht -wasserlösliche Faserstoffe, deren Ursprung im Getreide liegt. Stärke ist in Faserstoffen als eines der häufigsten Polysaccharide enthalten. Vorwiegend handelt es sich um Cellulose, Hemicellulose und Pektine, aber auch Guar und Inulin gehören zu den Bestandteilen. Solche pflanzlichen Faserstoffe werden im Dünndarm nicht abgebaut und erreichen unversehrt den Dickdarm. Dort dienen sie den Darmzellen zur Ernährung und werden von den residenten Bakterien in einem Gärungsprozess aufgespalten.
Am besten werden die wasserlöslichen Faserstoffe abgebaut. Allerdings ist den nicht-wasserlöslichen eine hohe präbiotische Potenz eigen. Inulin gehört nach Stein zu den bedeutendsten Pflanzenstoffen, weil damit die gesunden Fettsäuren im Darm erhöht werden, wodurch die Zahl der Bifidusbesiedlung ansteigt und stabilisiert wird.
Bei der Gärung entstehen auch antibakterielle Stoffe aus der resistenten Stärke, und diese neue Erkenntnis findet zunehmend Verwendung bei der Therapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen.
Als Nährstoff für die Darmzellen sind pflanzliche Faserstoffe unentbehrlich in der menschlichen Ernährung, damit der Darm nicht an Bakterien verarmt, und die Darmzellen „verhungern“. Außerdem tragen sie zur Volumenerhöhung des Darminhalts bei, und dies erleichtert die Defäkation. Unterstützt wird diese auch durch die hohe Wasserbindungskapazität der pflanzlichen Faserstoffe, die nicht nur das Stuhlvolumen erhöht, sondern auch das Stuhlgewicht ansteigen lässt und die Transitzeit des Darminhalts beschleunigt. Unabhängig davon bieten die pflanzlichen Faserstoffe einen relevanten Schutz vor Diarrhoe und Obstipation.
Eine weitere Aufgabe besteht in der Bindung von Toxinen und Gallensäuren, der Stimulation trophischer Hormone, der Regeneration der Darmschleimhaut und der Funktion der Darmtätigkeit, schilderte Stein die Wirkung pflanzlicher Faserstoffe. Für Menschen mit Übergewicht und Ernährungsstörung besteht ein weiterer Vorteil, wenn die Ernährung reich ist an pflanzlichen Faserstoffen, weil diese auch in der Lage sind, Sättigungshormone freizusetzen. Dadurch wird verhindert, dass unkritisch viel Nahrungsmittel und Kalorien aufgenommen werden, weil bei Übergewichtigen das Sättigungsempfinden häufig gestört ist.
Werden Kohlenhydrate in Form von Saccharose aufgenommen, geht der Bifidus-Bakteriengehalt im Darm zurück. Wird aber Oligofructose in der Nahrung bevorzugt, entfaltet dieses Kohlenhydrat eine bifidogene Wirkung, die das Wachstum der gesunden Bifidusflora fördert, auf Kosten der Überbesiedlung von pathogenen Keimen wie Fusobakterien und Clostritien.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt einen Anteil von 30 Prozent der Nahrung als pflanzliche Faserstoffe aufzunehmen, sagte Stein, die im Verhältnis von 40 Prozent aus löslichen – und zu 60 Prozent unlöslichen Faserstoffen bestehen sollte. Tatsächlich schafft der moderne Mensch im Durchschnitt nicht einmal 50 Prozent dieser Empfehlungsmenge aufzunehmen. Stein plädierte für vermehrte Verwendung von Getreide in der Nahrung, das ein zentraler Lieferant gesunder Faserstoffe sei.