Durchfallerkrankungen gehören zu den häufigsten Krankheiten im Kindesalter. Das Immunsystem ist bei Kindern noch nicht ausgereift und die Abwehrleistung gegen Krankheitserreger entsprechend weniger effektiv als beim Erwachsenen. Im Kindergarten und in der Schule sind sie außerdem häufig in engem Kontakt mit potenziellen Ansteckungsquellen. Durchfallerkrankungen im Kindesalter können vielfältige Ursachen haben, wie eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, die Einnahme bestimmter Medikamente wie z.B. Antibiotika, mangelnde Hygiene sowie Darminfektionen mit Bakterien oder Viren. Auch bei einer Infektion wie Grippe oder Mittelohrentzündung kann der kindliche Organismus mit Durchfall reagieren. Nicht selten ist Durchfall auch die Folge von Aufregungen. Zumeist ist ein Durchfall im Kindesalter nur eine kurzfristige Gesundheitsstörung. Der kindliche Organismus reagiert aber auf die Folgen des Durchfalls sehr viel empfindlicher als der eines Erwachsenen und sollte deshalb immer ernst genommen werden.
Durch den starken Verlust von Flüssigkeit und Elektrolyten kommt es bei Durchfallerkrankungen fast immer zur Elektrolytverschiebung, auf die Säuglinge und Kleinkinder sehr viel empfindlicher reagieren als Erwachsene. Je jünger das Kind, desto schwerer ist es für den Organismus, den Verlust auszugleichen. Der Körper kann regelrecht austrocknen (dehydrieren), und es entstehen relativ schnell bedrohliche Zustände. Ein Wassermangel durch starken Flüssigkeitsverlust ist leicht daran zu erkennen, dass die normalerweise glatte Babyhaut am Bauch, nachdem sie etwas hochgezogen wurde, beim Absenken Falten bildet. Typische Symptome bei Durchfallerkrankungen im Kindesalter sind außerdem Appetitlosigkeit, Verhaltensänderungen, Blässe und Gewichtsverlust und häufig auch Erbrechen. Wenn das Kind jünger als zwei Jahre ist, sollte bei Durchfallerkrankungen in jedem Fall der Arzt aufgesucht werden. Vor allem, wenn bei Kindern zusätzlich zum Durchfall Fieber auftritt, ist der Arztbesuch dringend zu empfehlen, da eine Infektion wahrscheinlich ist und in relativ kurzer Zeit viel Flüssigkeit und Elektrolyte verloren gehen.
Um Durchfallerkrankungen bei Kindern vorzubeugen, ist besonders im Sommer bei der Nahrungszubereitung auf Hygiene zu achten.
Unabhängig von der Ursache muss bei Durchfallerkrankungen im Kindesalter immer zuerst der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust rasch ausgeglichen werden. Diese Maßnahme, die auch als Rehydrationstherapie bezeichnet wird, verhindert eine Austrocknung (Dehydratation) des Körpers. In der Apotheke sind entsprechende Elektrolytlösungen erhältlich, die speziell für den kindlichen Organismus entwickelt wurden. Diese Glucose-Elektrolyt-Lösungen, die in Wasser oder Tee gegeben werden, ersetzen lebenswichtige Elektrolyte, die zum Beispiel im Tee alleine nicht enthalten sind. Das alte Hausrezept, am ersten Tag des Durchfalls nur Tee zu geben, ist deshalb überholt und nicht mehr zu empfehlen. Rehydratationslösungen müssen neben Elektrolyten außerdem Glucose (Zucker) enthalten, da die Elektrolyte nur in Gegenwart von Glucose in die Zelle aufgenommen werden können. Mit einer optimal zusammengesetzten Trinklösung kann der Verlust schneller ausgeglichen werden und einem weiteren Verlust vorgebeugt werden. Die Europäische Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (ESPGAN) empfiehlt für Rehydratationslösungen, die im Kindesalter eingesetzt werden, eine spezielle Zusammensetzung. Entsprechende Präparate, die dieser Empfehlung gerecht werden, sind in der Apotheke erhältlich und sollten auch in keiner Reiseapotheke fehlen.
In den ersten sechs bis zwölf Stunden nach Beginn des Durchfalls ist von einer Nahrungsaufnahme abzuraten. Danach kann langsam wieder leichte Kost zugeführt werden, und spätestens nach 24 Stunden sollte das Kind wieder leicht verdauliche Speisen einnehmen. Abgesehen von Muttermilch sollten Milch- und Milchprodukte zunächst vermieden werden, da sie den Durchfall verstärken können. Aber auch stopfende Nahrungsmittel, wie Eier, Schokolade und fettige Speisen, sind in den ersten drei bis vier Tagen zu meiden, damit die Krankheitserreger aus dem Körper ausgeschieden werden können. Ebenfalls nicht zu empfehlen sind blähende Nahrungsmittel wie Cola, Limo, Kohl und Hülsenfrüchte sowie Zucker, die zusätzliche Beschwerden bereiten können.
Zusätzlich zur Rehydratationstherapie mit Elektrolytlösungen empfiehlt sich immer die Behandlung mit einem speziellen Hefepräparat, das die medizinische Hefe Saccharomyces boulardii enthält (Perenterol®). Dieser Pilz wächst in der Natur auf den Schalen tropischer Früchte, die von Naturvölkern gegen Durchfallerkrankungen gelutscht werden. Die medizinische Hefe bindet krankmachende Keime im Darm und bildet selbst Substanzen, die die Erreger bekämpfen. Zusätzlich hemmt die medizinische Hefe einen übermäßigen Wassereinstrom in den Darm und unterstützt die Abwehrfunktionen des Immunsystems. Die medizinische Hefe Saccharomyces boulardii ist in Form von Pulver in der Apotheke erhältlich und kann zusammen mit der Elektrolytlösung verabreicht oder unter Speisen gerührt eingenommen werden.
Säuglinge: Elektrolytlösung verabreichen, weiterhin Muttermilch geben, Flaschenkinder erhalten nach zehn bis zwölf Stunden wieder ihre gewohnte Säuglingsnahrung.
Ungeeignet sind Milch (außer Muttermilch), Kristallzucker und Fett.
Kinder: Elektrolytlösungen verabreichen. Geeignete Lebensmittel sind fettfreie Gemüsebrühe, Zwieback, Toast, Reis- und Gerstenschleim ohne Milch und Fett, Kartoffelbrei ohne Milch und Fett, geriebener Apfel und zerdrückte Banane, stilles Mineralwasser, Kümmel-, Fenchel- und Hagebuttentee.
Für Kinder ungeeignet sind: Milch- und Milchprodukte, blähende sowie stopfende Nahrungsmittel, Fett, Eier, Kristallzucker, Eis und kohlensäurehaltige Getränke.