Bereits in früheren Studien wurde gezeigt, dass krankheitsbedingte Abwesenheit vom Arbeitsplatz bei abstinenten Personen und solchen mit riskantem Trinkverhalten häufiger vorkommt als bei denjenigen, die einen moderaten Alkoholkonsum pflegen. Statistisch spiegelt sich dies in der bekannten J-Kurve wieder, die den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und unterschiedlichen Auswirkungen auf die Gesundheit beschreibt. Von einem internationalen Forscherteam wurde aktuell untersucht, ob hierfür Unterschiede im zeitlichen Verlauf der Trinkgewohnheiten und der Diagnosen bestehen, die ein Fernbleiben vom Arbeitsplatz begründen.
Dazu trugen die Forscher Daten aus vier prospektiven Studien (vorausschauende Beobachtungsstudien) zusammen, in die insgesamt 47.520 berufstätige Männer und Frauen integriert waren. Die Studien wurden in Finnland, Frankreich und England durchgeführt.
Aus den jeweiligen Patientenakten wurden die Abwesenheitstage mit den jeweiligen Diagnosen korreliert, und diese mit den Trinkgewohnheiten verglichen. Es wurde dazu auch die durchschnittlich pro Woche konsumierte Menge an alkoholischen Getränken erfragt.
Wer in allen Fragebögen angab keinen Alkohol getrunken zu haben, wurde als abstinent eingestuft. Wurde von den Teilnehmern angegeben moderat Alkohol zu trinken (Frauen maximal 140 g/Männer 280 g), wurde dies als moderates Trinkverhalten eingestuft. Lagen die Probanden oberhalb dieser Menge, galt das als riskantes Trinkverhalten.
Die Auswertung der Daten aus diesen vier Studien bestätigte die J-förmige Assoziation: Sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit moderatem Trinkverhalten waren die wenigsten Ausfallzeiten am Arbeitsplatz registriert. In der Statistik wurden auch Daten zum Lebensalter, zum sozioökonomischen Status, zum Rauchverhalten und Übergewicht berücksichtigt, die wesentlich zu den Krankheitsgründen gehören können.
Wurde im ersten Fragebogen ein höherer Konsum angegeben, im zweiten jedoch ein moderater oder kein Alkoholkonsum, wurden diese als ehemals riskantes Trinkverhalten eingestuft. Wer in beiden Fragebögen einen höheren Konsum auswies, galt als Person mit dauerhaft riskantem Trinkverhalten. Sowohl die Abstinenten als auch die dauerhaft mit riskantem Trinkverhalten eingestuften Personen zeigten identischen Einfluss bei den Diagnosen, mit denen die Abwesenheit vom Arbeitsplatz begründet wurde.
Im Vergleich zu Probanden mit moderatem Konsum fehlten Abstinente häufiger aufgrund psychischer Erkrankungen, oder Problemen am Bewegungsapparat, mit dem Verdauungs-System oder der Atemwege. Bei dauerhaft riskantem Konsum wiesen die Diagnosen der vermehrt gemeldeten Fehltage auch Verletzungen oder Vergiftungen als Ursache hin.
Weit weniger Fehltage als in diesen beiden Gruppen konnten – wie in früheren Studien – für Personen mit moderatem Alkoholkonsum verzeichnet werden.