Jährlich werden in Deutschland mehr als 20.000 Menschen aufgrund einer Leberzirrhose ins Krankenhaus eingewiesen und behandelt. Kurative Therapien sind bis heute nicht gefunden, so dass vielfach als ultima ratio die Organtransplantation ansteht.
Die häufigsten Ursachen einer Leberzirrhose bestehen in der postinfektiösen viralen Hepatitis, einer Fettleber aufgrund massiven Übergewichts oder eine langjährige Alkoholschädigung des Organs.
Unabhängig von der Ursache der chronischen Lebererkrankung werden im Verlauf der Erkrankung zunehmend mehr Leberzellen zerstört und durch Narbengewebe ersetzt. Selbst wenn die Funktion der Leber noch lange Zeit aufrecht erhalten werden kann, steuert der Patient auf einen Point of no return zu, der im Leberversagen mit letalem Ausgang enden kann.
Der Umbau der Leberzellen zu fibrotischem Narbengewebe behindert den Blutfluss, so dass eine Umgehung an der Leber vorbei über die unteren Ösophagusvenen erfolgt. Mit der Überlastung bilden diese sich zu Varizen um, mit einem enormen Risiko für eine Ösophagusvarizen-Blutung. Diese Blutung ist eine der häufigsten Todesursachen für Patienten mit chronischer Leberzirrhose.
Eine moderne therapeutische Methode besteht in einem künstlichen Tunnel, der als TIPS (transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt) mittels eines Gefäßkatheders in der Leber platziert wird. Dadurch wird eine Verbindung zwischen Pfortader und Lebervene hergestellt, die als Stent die Verbindung offen hält, durch die das Blut fließen kann.
Eine Studie aus Leipzig und acht weiteren europäischen Zentren hat gezeigt, dass die Einlage eines TIPS bereits nach der ersten erfolgreichen Stillung einer Ösophagusvarizenblutung stattfinden sollte, um die mittelfristigen Überlebenschancen der Betroffenen zu verbessern, so Professor Christian Trautwein, Direktor der Medizinischen Klinik III, Gastroenterologie und Stoffwechselkrankheiten in Aachen. Die so versorgten Patienten müssen deutlich seltener zu kostenintensiven Klinikaufenthalten eingewiesen werden.
Eine Stentversorgung dieser Art beseitigt allerdings nicht die zunehmende Einschränkung der Entgiftungsfunktion. Mit fortschreitender Erkrankung entwickelt sich eine hepatische Enzephalopathie mit schweren psychischen und kognitiven Störungen. Ursache dafür ist die Ammoniakbildung durch Darmbakterien. Über die Darmschleimhaut wird Ammoniak aufgenommen und gelangt auf dem Blutweg ins Gehirn. Initial kann dieser Mechanismus mit Lactulose reduziert werden, später sind Antibiotika indiziert, die zur Zerstörung der Ammoniak-bildenden Bakterien führen.
Die Leberzirrhose und ihre Folgerkrankungen sind ein zentrales Thema des Kongresses Viszeralmedizin 2010 in Stuttgart.