In Deutschland leben etwa eine Million Menschen mit Demenz, von denen zwei Drittel unter der Alzheimer Demenz leiden. Noch immer wird die Mehrzahl dieser Patienten von Angehörigen, dem Lebenspartner oder den Kindern gepflegt. Die große seelische und schwere körperliche Belastung, die diese Pflege mit sich bringt, ist für Nicht-Betroffene kaum vorstellbar, bringt aber viele pflegende Angehörige an die körperlichen und psychischen Grenzen. Für diese besteht ein hohes Risiko selbst zu erkranken.
Besonders belastend ist für die Angehörigen die Tatsache, dass sich die Persönlichkeit ihres Angehörigen massiv verändert, dass Aggressionen auftreten, Kinder oder Ehepartner nicht mehr erkannt werden und gemeinsame schöne Erinnerungen aus dem gemeinsamen Leben verloren gehen. Oft führen diese Erfahrungen eines langsamen und langen Abschieds von einem wichtigen Menschen seines Lebens zu psychisch kaum zu verkraftenden Extrembelastungen, so dass sich ein Erschöpfungssyndrom oder eine mehr oder weniger schwere Depression einstellt. Mitbeteiligte an der Demenzerkrankung von Angehörigen bedürfen einer wirksamen Therapie in dem langwierigen und schwierigen Pflegeprozess.
Je näher man einem Menschen gestanden hat, umso weniger wird man einer Klinikeinweisung zustimmen, den Angehörigen „weggeben“. Viele Jahre eines gemeinsamen Lebens geben das Gefühl, den Demenzkranken gut zu kennen, seine Bedürfnisse zu erkennen und in der Pflege maximal auf den Betroffenen eingehen zu können. Wenn dann die Nähe zur Gefühlsebene des Kranken in immer weitere Ferne rückt und er kaum noch erreichbar ist, steigt der psychische und physische Stress in der Pflege an.
Es ist daher wichtig, dass sich Angehörige, die sich zur Pflege ihres demenzkranken Familienmitglieds bereit erklären, sich rechtzeitig darüber informieren, welche Veränderungen mit dem Patienten vor sich gehen und welche speziellen Belastungen für den Pflegenden daraus erwachsen. Wichtig ist vor allem zu erkennen, dass Beschuldigungen und aggressive Angriffe nicht gegen den Pflegenden gerichtet, sondern der Erkrankung geschuldet sind. Selbst wenn man als naher Angehöriger nicht mehr erkannt wird, besteht immer – wenn auch eine oft kaum bemerkbare – gefühlsmäßige Ebene, über die ein Demenzkranker erreichbar bleibt.
So ist es für den Kranken wichtig und hilfreich, wenn man ihm trotz vermeintlicher Teilnahmslosigkeit erklärt, was man tut: z.B: „Ich werde mal Deine Nase abwischen“ schafft mehr Vertrauen, als wenn man wortlos auf den Kranken zugeht und seine Nase putzt.
Versetzt man sich in die Situation des Dementen, der seine Umwelt nicht versteht und die betreuenden Personen nicht erkennt, kann man sich die Angst gut vorstellen, die es auslöst, wenn ohne Erklärung oder persönliche Zuwendung an seinem Körper etwas getan wird. Sei es beim Windel wechseln oder Nase putzen, Waschen oder Rasieren, Betten machen oder Füttern:
Berühren sie den Kranken immer mit erklärenden Worten. Das nimmt ihm die Angst und schafft Zutrauen zur handelnden Person und zur Situation. Zuwendende Körpersprache und die Mitteilungen einer angenehmen Stimme nimmt ein Demenzkranker immer wahr, selbst wenn er den Inhalt der Kommunikation nicht mehr verstehen kann.