Bei Menschen mit Diabetes können unterschiedliche Begleiterkrankungen auftreten. Wenn die Haut Veränderungen aufweist, wird dies zunächst einmal nicht mit dem Diabetes in Zusammenhang gebracht. Beobachtungen zeigen immerhin bei 70 Prozent der Menschen mit dieser Stoffwechselstörung Veränderungen an der Haut. Wie es zu diesen Hautbeteiligungen kommt, ist noch nicht sicher aufgeklärt.
Vieles spricht für oxidativen Stress durch vermehrtes Auftreten freier Sauerstoffradikale, die zur Zellschädigung führen. In den Gefäßen mit erhöhten Blutfettwerten sind die Produkte der Fett-Peroxidation für hohen oxidativen Stress verantwortlich, die Schäden an der Gefäßwand verursachen. Solche vaskulären Komplikationen begünstigen diabetische Hautveränderungen.
Bei verschiedenen Proteinderivaten kann durch hohen Blutzucker eine endogene Glykierung stattfinden, die mit Glukosebausteinen reagieren. Die Endprodukte dieser Reaktion begünstigen Gewebe- und Zellschädigungen, die sich auch auf der Haut abbilden können.
Mindestens jeder zweite Diabetespatient kann über unterschiedliche Hauterkrankungen berichten: anhaltender Juckreiz, rötlich-braune Flecken an den Schienbeinen und gehäufte Pilzinfektionen stehen im Vordergrund diabetesbedingter Hauterkrankungen. Diese
Infektionen der Haut können auf eine schlechte Blutzuckereinstellung hindeuten, meist mit HbA1c-Werten > 8,0 Prozent. Bei guter Blutzuckerkontrolle treten die Infektionen nicht häufiger auf als bei stoffwechselgesunden Menschen.
Ausgelöst werden solche Infektionen bei Menschen mit Diabetes sehr häufig durch Pilzinfektionen, z.B. mit Candida albicans. Infektionen durch diesen Erreger sind in einigen Fällen als Marker für eine Diabeteserkrankung charakteristisch. Die Infektionen finden sich häufig im Genitalbereich, sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit Diabetes. Weil die meisten Typ 2-Diabetiker übergewichtig oder adipös sind, siedeln die Pilzerreger im feucht-warmes Milieu in den Hautfalten der Achsel- oder Leistenregion, unter der Brust oder der Fettschürze des Bauches. Dort entsteht ein chronisch quälender Juckreiz, der mit einem gut wirksamen Antimykotikum (Medikament gegen Pilzinfektionen, z.B. Clotrimoxazol/ Canesten®) gut therapiert werden kann.
Drei Viertel der übergewichtigen Menschen mit Diabetes sind von einer Onychomykose befallen – so nennt der Arzt den Pilzbefall der Nägel, der bevorzugt die Fußnägeln betrifft. Die infizierten Nägel weisen Verfärbungen auf und mit der Zeit verändert die Nagelplatte ihre Form, wird dicker und löst sich vom Nagelbett. Dicke und sehr harte, verformte Nägel stören beim Laufen, weil dort der Schuh drückt.
Meist beschränken sich die Pilzerreger nicht nur auf die Fußnägel, sondern verursachen auch Zwischen den Zehen den sogenannten Fußpilz. In den Zehenzwischenräumen entstehen Bläschen und die oberste Haut mazeriert. Zwischen den Zehen bleibt die Feuchtigkeit, die den Pilzerregern eine ideales Wachstumsgebiet bietet: die Erreger vermehren sich, wachsen, und zerstören die schützende Hautbarriere, die das Eindringen krankmachender Erreger dann nicht mehr verhindert. Damit ist eine Eintrittspforte für bakterielle Entzündung entstanden, und nicht selten entwickelt sich daraus das diabetische Fußsyndrom.
Auf Juckreiz der Haut reagiert jeder Mensch – und auch der Diabetespatient – mit mehr oder weniger heftigem Kratzen. Die Kratzspuren sind deutlich sichtbar und die Hautbarriere ist dort angegriffen. Darüber erhalten normale, nicht krankmachende Keime wie Staphylokoccus aureaus Zugang in das tiefere Gewebe der Haut, und rufen dort eitrige Entzündungen hervor. Nagelbettentzündungen treten bei Menschen mit Diabetes häufiger auf, ebenso wie Abszesse oder Furunkel an behaarten Arealen. Sind beta-hämolysierende Streptokokken an der Infektion beteiligt, sind diese in der Lage bis in die Unterhaut, zu den Faszien und der Muskulatur vordringen, wo das umliegende Gewebe zerstört wird.
Sorgfältige Hautpflege und regelmäßige Inspektion der Prädilektionsstellen, der Füße und Hautfalten, ist für Menschen mit Diabetes unverzichtbar und Vorsorge vor Hautinfektionen.