Angststörungen und Depressionen entwickeln sich zu Volkskrankheiten. Etwa 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland erkranken einmal oder mehrmals im Leben. Und die Zahl der Betroffenen steigt weiter.
Unter den weltweit wichtigsten Erkrankungen nimmt die Depression derzeit den vierten Rang ein. Für das Jahr 2020 wird prognostiziert, dass die “Major Depression” sogar an zweiter Stelle stehen wird. Nach der Depression ist die generalisierte Angststörung die zweithäufigste psychische Störung. Sie ist die schwerwiegendste Form der Angsterkrankungen. Aber auch andere Angststörungen wie Panik, Phobien und Zwangstörungen kommen immer häufiger vor.
Frauen sind von beiden Erkrankungen wesentlich öfter betroffen als Männer. Ein überproportionaler Anstieg bei Angsterkrankungen und Depressionen wird derzeit bei jüngeren Männern und Frauen im Alter von 15 bis 35 Jahren beobachtet.
Die Wahrscheinlichkeit der Komorbidität (gleichzeitiges Auftreten mehrerer Erkrankungen) von Angst und Depression ist hoch. Etwa 95 Prozent der depressiven Patienten entwickeln zusätzlich Angstsymptome und etwa 65 Prozent der Angstpatienten werden mit der Zeit auch depressiv.
Konflikte in Beziehungen, Familien oder am Arbeitsplatz können zu starken seelischen Belastungen führen. Halten die seelischen Konflikte über einen längeren Zeitraum an, können sich Depressionen und Angststörungen entwickeln.
Experten vermuten, dass die sprunghafte Zunahme von Angsterkrankungen und depressiven Störungen vor allem im Zusammenhang mit Veränderungen in der Arbeitswelt stehen.
Leistungsdruck und Überforderung im Beruf sowie die Angst um den Arbeitsplatz nehmen immer weiter zu. In vielen Betrieben verschlechtert sich das Arbeitsklima, immer öfter werden Berufstätige Opfer von Mobbing. Gleichzeitig sollen Arbeitnehmer immer flexibler sein, Reise- und Umzugsbereitschaft werden erwartet. Diese Umstände erschweren es dem Einzelnen, sein stabiles soziales Netz aufrecht zu erhalten, das ihm seelische und emotionale Unterstützung gewährleisten kann.
Die Veränderungen in der Arbeitswelt sind zwar nicht alleinige Ursache von Depressionen und Angststörungen. Dauerstress kann jedoch bei Personen mit einer entsprechenden Disposition bestehende Ängste oder depressive Stimmungen verstärken.
Damit das Gehirn seine vielfältigen Aufgaben bewältigen kann, muss der Informationsaustausch zwischen den einzelnen Gehirnzellen reibungslos funktionieren. Dazu werden Botenstoffe benötigt. Die wichtigsten sind Serotonin und Noradrenalin. Starke oder lang andauernde psychische Belastungen, aber auch körperliche Erkrankungen oder chronische Veränderungen, wie etwa Schwangerschaft oder Wechseljahre können die Balance dieser Botenstoffe nachhaltig beeinträchtigen.
Sowohl bei Angststörungen als auch bei Depressionen besteht ein Mangel an den beiden Neurotransmittern (Nervenbotenstoffen) Serotonin und Noradrenalin im Gehirn.