Die Diabetesepidemie weitet sich stetig aus. In Deutschland sind bereits acht Millionen Menschen betroffen, die Dunkelziffer soll jedoch viel höher sein. Der diesjährige Welt-Diabetestag trägt das Thema „Diabetes Prävention und Aufklärung/Schulung“. Auch bei verstärkter Prävention wächst der Bedarf an innovativen Konzepten für neue Medikamente. Weil die Diagnosestellung meist erst zehn Jahre nach Ausbruch des Diabetes gestellt wird, wenn sie bereits erhebliche Schäden an Zellen und Blutgefäßen angerichtet hat, ist Prävention sinnvoll und wichtig.
Im Frühstadium der Krankheit kann viel durch Lebensstiländerungen bewirkt werden, erklärt Dr. Bernd Kuglin, Institut für Stoffwechselforschung in Neuss. „Alle Betroffenen sollen die bestmögliche Behandlung erhalten. Sonst breiten sich Folgeerkrankungen aus, unter denen die Patienten leiden und dem Gesundheitssystem enorme Kosten entstehen“. Eine gute medikamentöse Behandlung mit effizienten Wirkstoffen ist immer preisgünstiger als die Behandlung der Folgeerkrankungen von Diabetes.
Rund 90 Prozent aller Betroffenen leiden unter Diabetes mellitus Typ 2. Diese Form entsteht, wenn das Ansprechen der Zellen auf Insulin dauerhaft reduziert ist. Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) muss dann immer größere Mengen des Hormons Insulin produzieren, um den Zucker aus dem Blut in die Zellen zu transportieren. Die Zellen reagieren immer weniger auf Insulin, so dass es an Wirkung verliert und folglich in immer größeren Mengen produziert werden müssen. Wenn die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genügend Insulin produzieren kann entsteht der Diabetes. Die Ursachen für die „Zuckerkrankheit“ sind meist genetisch bedingt, werden aber durch Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck und Bewegungsmangel gefördert. Da Diabetes Typ 2 erst nach einiger Zeit Symptome wie verstärkten Durst, häufiges Wasserlassen und Müdigkeit verursacht, erfahren die Patienten erst spät von ihrer Erkrankung, so dass kurzfristig eine medikamentöse Behandlung nötig wird.
Moderne Medikamente wie z.B. GLP 1-Inkretinmimetika sind wie die Hormone im menschlichen Dünndarm, die mahlzeitenangepasst zur Insulinproduktion anregen. So wird der Blutzucker gesenkt, ohne das Unterzuckerungen auftreten. Der Vorteil dieser neuen Substanzen ist, dass sie nicht nur den Blutzuckerspiegel senken, sondern auch den Appetit reduzieren und so eine Gewichtsreduktion ermöglichen, während viele orale Antidiabetika häufig eine deutliche Gewichtszunahme zur Folge haben. Moderne Insulinpumpen mit Messfühlern für den Blutzuckerspiegel kommen der Funktion der Bauchspeicheldrüse immer näher.