Das Organsystem des Menschen ist weder metabolisch noch orthopädisch auf den sitzenden Lebensstil konstruiert, und das Fehlen körperlicher Aktivität verändert die Energiebilanz. Es bleibt bei gleichbleibender Kalorienaufnahme ein Energieüberschuss, der sich in den zunehmenden Fettansammlungen niederschlägt.
Muskeln die nicht bewegt oder trainiert werden, bilden sich zurück und die körperliche Leistungsfähigkeit wird kontinuierlich geringer. Eine muskuläre Dysbalance durch fehlende Aktion wirkt sich negativ auf die Immunabwehr des Menschen aus und eine Reihe metabolischer Abläufe wird gestört. Der Glukosetransport in die Muskelzelle wird verlangsamt und dem Knochenstoffwechsel fehlt der trophische Reiz bei vorwiegend sitzender Lebensweise.
Der stetige Anstieg des Körpergewichts von Kindern und Jugendlichen ist die Antwort auf das
Ungleichgewicht zwischen Kalorienaufnahme und Energieverbrauch, so Professor Gerhard Huber aus Heidelberg. Nach seinem Dafürhalten gibt es keine belastbaren Daten, die das Übergewicht in diesem Kollektiv alleine auf die zu hohe Kalorienaufnahme zurückführen. Demgegenüber ist der Rückgang der körperlichen Aktivität besonders bei Kindern und Jugendlichen gut belegt. Die körperlich aktive Zeit wird dem sitzenden Lebensstil geopfert, und dieser hat Auswirkungen auf die Gesundheit und die Energiebilanz.
Die reduzierte körperliche Bewegung ist demnach als wichtigster Prävalenzfaktor des Übergewichts anzusehen, dem durch die Reduzierung der hohen Zeiten körperlicher Inaktivität und stundenlangem Sitzen vor dem Bildschirm (TV/Computer) begegnet werden muss.
Im Kindes- und Jugendalter wird im allgemeinen die höchste körperlich aktive Lebensphase gesehen, die in der aktuellen Situation gegenläufig als überwiegend sitzende Lebensweise registriert wird. Solche Veränderungen in der wichtigen Wachstums- und Lebensphase können nicht ohne Folgen bleiben, prophezeit der Sportwissenschaftler vom Institut für Sportmedizin der Universität Heidelberg.