Der Morbus Crohn gehört zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und kann – im Gegensatz zur Colitis ulcerosa – den gesamten Darm befallen. Beginnend an der Mundschleimhaut über die Speiseröhre bis über die gesamte Länge des Dünn- und Dickdarms, und selbst bis zum Darmausgang können Läsionen eines Morbus Crohn auftreten.
Die am häufigsten befallenen Regionen befinden sich im unteren Dünndarm und dem oberen Dickdarm. Zwischen den Regionen mit hoher entzündlicher Aktivität werden oft gesunde Strecken im Darmabschnitt festgestellt, wenn es sich um einen Morbus Crohn handelt. Selbst in den befallenen Regionen mit sichtbaren Geschwüren können sich noch gesunde Schleimhautinseln befinden.
Die Veränderungen des Darms durch die Entzündung sind etwas unterschiedlich von denjenigen, die bei der Colitis ulcerosa auftreten. Es kommt bei Morbus Crohn z.B. zu entzündlichen Schwellungen der Schleimhaut und der Darmwand. Die Entzündung hinterlässt Geschwüre in den Darmstrukturen, und durch die Schwellung entwickeln sich die typischen Engstellen des Morbus Crohn, die im Röntgenbild deutlich sichtbar nachgewiesen werden können.
Ein Morbus Crohn hat die Tendenz Fisteln auszubilden. Dabei handelt es sich um Gangsysteme, die vom Darm ausgehen und oft zu anderen Organen ziehen, in denen sie dann münden. So enden manche Fisteln des Morbus Crohn in der Blase oder in der Prostata, sie können unterschiedliche Darmabschnitte miteinander verbinden, wenn die Fistel eines oberen Darmabschnitts in einen unteren Abschnitt, etwa den Dickdarm mündet. Diese direkt umgehenden Verbindungen können zu erheblichen Verdauungsstörungen führen, da die Nährstoffe den Dünndarm umgehen und dadurch nicht resorbiert und dem Organismus zugeführt werden können. Fisteln zwischen Darm und Harnblase verursachen permanente Harnwegsinfektionen. Enden die Fisteln im Bereich der Scheide oder des Afters, kann Darminhalt an diesen Stellen austreten und nässende Spuren in der Kleidung hinterlassen. Einige Fisteln enden blind im Muskelgewebe und haben ein hohes Risiko einen Abszess auszubilden.
Die Beschwerden, die typisch für einen Morbus Crohn sind, hängen auch damit zusammen, welche Darmabschnitte von der Entzündung betroffen sind. So kann beispielsweise bei einem Befall des unteren Dünndarms und des oberen Dickdarms der Rücktransport von verdauungsrelevanten Gallensalzen nicht stattfinden. Bleiben diese aber im Darmlumen, entstehen schwere Durchfälle, die umso heftigere schmerzhafte Beschwerden verursachen, je mehr Engstellen im Darmverlauf überwunden werden müssen.
Für viele Patienten sind die Schmerzen das Kardinalsymptom bei Morbus Crohn, die vor allem nach dem Essen auftreten und sich verschlimmern, wenn der Darm versucht, diese aufgenommene Nahrung durch die Engstellen zu transportieren. Viele Patienten mit Morbus Crohn essen aus diesem Grund zu wenig oder ernähren sich einseitig, sodass sie oft viel Körpergewicht verlieren und Mangelerscheinungen entwickeln.
Sowohl der Morbus Crohn als auch die Colitis ulcerosa treten in Schüben mit hoher entzündlicher Aktivität auf, die sich mit Phasen der Ruhe und des relativen Wohlbefindens abwechseln können.
Zur exakten Diagnose einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung ist die Darmspiegelung unentbehrlich, die den Dickdarm bis hin zu dem unteren Bereich des Dünndarms erfasst und den Zustand der Darmwand darstellt. Nimmt der Arzt während dieser sogenannten Koloskopie eine Gewebeprobe, kann diese mikroskopisch untersucht werden. Durch die typischen Veränderungen der Darmschleimhaut kann die differenzierende Diagnose eines Morbus Crohn oder einer Colitis ulcerosa meist sehr exakt gestellt werden. Das Röntgenbild, das nach der Gabe eines Kontrastmittels angefertigt wird, zeigt dem Arzt deutlich die Engstellen im Verlauf des Darms sowie die Veränderungen der Schleimhaut des Dünndarms.
Bei einigen Erkrankungsfällen entstehen Schwierigkeiten bei der exakten Diagnosestellung, weil nicht klar zwischen einem Morbus Crohn und einer Colitis ulcerosa unterschieden werden kann. Das hat für die Behandlung nur begrenzte Auswirkungen, weil etwa die Medikamente Kortison und 5-Aminosalizylate/Mesalazin bei beiden Erkrankungen wirksam sein und erfolgreich eingesetzt werden können.