Eine überaktive Blase ist für die Betroffenen mit quälendem Harndrang verbunden, es kommt zu ungewolltem Urinverlust, wenn nicht rechtzeitig eine nahegelegene Toilette erreicht wird. Dennoch wird dieses Problem beim Arzt häufig verschwiegen, denn Harnverlust gehört noch immer zu den Tabuthemen unserer Zeit.
Nur jeder vierte Patient mit einer instabilen Blase sucht seinen Hausarzt oder Urologen auf, um das Problem zur Sprache zu bringen und medizinisch-therapeutische Hilfe zu erhalten. Der viel zu oft im Laufe eines Tages sowie in der Nacht auftretende imperative Harndrang verursacht die typische Symptomatik, die der Arzt als Pollakisurie (häufige Blasenentleerung) oder Nykturie (nächtliche Blasenentleerung) bezeichnet.
Die Patienten leiden enorm darunter, richten ihre Lebensgestaltung oft danach aus, ob auf kurzem Weg eine Toilette erreichbar ist, sind immer von der Angst begleitet, ungewollt Harn zu verlieren, und ziehen sich daher aus ihrem sozialen Umfeld fast vollständig zurück.
Auf diese Weise kommt eine soziale Isolation zum Tragen, die letztlich dazu führt, dass die Betroffenen aus ihrem selbst gewählten Rückzug eine Depression entwickeln. Auch sportlichen Aktivitäten bleibt man möglichst fern, so dass die Muskulatur nicht mehr trainiert wird und der Harndrang immer schlimmer wird.
Am Arbeitsplatz können Probleme entstehen, weil man sich nicht mehr auf komplexe Aufgaben konzentrieren kann, weil der Harndrang und das „schon wieder Müssen müssen“ das gesamte Denken besetzt und einen dauerhaften körperlichen und seelischen Spannungszustand hervorruft.
Sowohl bei Frauen als auch bei Männern kann diese Blasenschwäche oder auch überaktive Blase dazu beitragen, dass auch die Sexualität mit dem Partner völlig zum Erliegen kommt. Imperativer Harndrang, spontaner, ungewollter Harnverlust, hohe Blasenentleerungsfrequenz und nächtlicher Harndrang definieren das Vollbild der überaktiven Blase, die meist auf eine Übererregbarkeit der Blasenmuskulatur hervorgerufen wird.
Es gibt wirksame Medikamente zur Hemmung der verantwortlichen Rezeptoren an der Blase, die als Anticholinergika bezeichnet werden. Werden diese Rezeptoren der Blasenwand besetzt, wird die Reiz-Weiterleitung unterbrochen, die zu einer Kontraktion der glatten Blasenmuskulatur und dem heftigen Entleerungsdrang führt.
Es gibt nur eine wirklich gute Empfehlung zur Kontrolle der Blase: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber und verheimlichen Sie dieses Leiden nicht! Beckenboden-Training und gut wirksame Medikamente können dem Leiden ein Ende machen und die Kontinenz (das Vermögen der Blase, den Urin zu speichern und die Entleerung bewusst zu steuern) wieder herstellen. Damit gesundet auch wieder die Psyche, weil die Angst vor Harninkontinenz (spontane Entleerung der Blase), und Geruchsbelästigung der sozialen Umgebung der Vergangenheit angehören.