Es ist ein Umdenken in der Industrie von Nöten, in dem mehr Flexibilität für die Mitarbeiter besteht und die Zeit der Anwesenheit im Betrieb nicht länger gleichgesetzt wird mit erbrachter Leistung.
Wenn Betriebs- und Personalorganisation die Effektivität der Leistung in den Vordergrund stellt, können Eltern die Anforderungen der Kindererziehung und Karriere leichter kombinieren. Unternehmen werden in die Lage versetzt die durch demografischen Wandel bedingten Lücken der Fachkompetenz auf Führungsebene zu füllen.
Aus einer größeren Flexibilität der Arbeit profitieren alle Beteiligten, wie sie in skandinavischen Ländern bereits seit langen Jahren praktiziert wird. „In puncto Flexibilität ist Skandinavien uns um 20 Jahre voraus“, sagte Professor Dr. Ulrike Detmers anlässlich der Preisverleihung an die „Spitzenväter des Jahres“ in Berlin. „Dorthin sollten wir blicken und lernen die Flexibilisierung in den beruflichen Alltag zu implementieren“.
Die Wirtschaft in diesen Ländern boomt, weil in der Bevölkerung Vertrauen in die Volkswirtschaft besteht, die mit hohem Einsatz der gesamten Arbeitskraft beantwortet wird.
Renate Schmidt, ehemalige Familienministerin der Bundesrepublik, betrachtete es als logische Konsequenz des internationalen Frauentages am 8. März dieses Jahres, dass diejenigen Männer ausgezeichnet werden, die Zeit und Kraft in die Kindererziehung und -betreuung investieren, um ihren Frauen den Rücken für eine berufliche Karriere zu ermöglichen. „Solche Väter werden gebraucht“, so Frau Schmidt, „die in der Lage sind die Aufgaben und Verpflichtungen einer Familie in ausgewogener Balance mit zutragen“.
Noch immer werden Probleme bei der Elternzeit von Vätern registriert, weil vielen Männern der Mut fehlt, obwohl sie gern mit hoher Motivation und Verantwortung für die Kindererziehung das Elternjahr wahrnehmen würden. Es gibt auch noch zu wenige Frauen, die diese Rolle des „starken Geschlechts“ akzeptieren, so Frau Schmidt mit Blick auf die Statistiken. Sie mahnte an, die Wege zur familiären Balance mit neuem Selbstverständnis und neuen Selbstwert anzutreten. Zur gesetzlich geregelten, verbindlichen Frauenquote in Führungsetagen und Aufsichtsräten mahnte sie zur Besonnenheit und plädierte für eine Festlegung der Quote durch die Unternehmen. Die berufsspezifischen Anforderungen, z.B. in der Stahlindustrie, machen es wenig sinnvoll, zwanghaft die Frauenquote erfüllen zu wollen. Die Einsicht in eindeutige und weitaus höhere Erfolgsraten in Betrieben mit gemischter Belegschaft auf Führungsebene wird die Frauen zunehmend integrieren.
Verschlafen haben auch die Länder und Kommunen diesen Erfolgstrend. Stadteigene Betriebe oder Unternehmensbeteiligungen der Länder haben Frauen in der Wirtschaft als Erfolgsfaktor noch nicht wahrgenommen, so Schmidt.
Immerhin gönnen sich etwa 25 Prozent der Väter in Deutschland den Elternurlaub, aber noch immer sind drei Viertel davon ausgeschlossen, weil sie einen Karriereeinbruch befürchten.