Je länger eine Mutter ihr Neugeborenes stillen kann, umso vorteilhafter ist dies für die Energie des Mikrobioms. Die humanen maternen Oligosaccharide (HMO´s) füttern das Mikrobiom und senken nachweislich das Risiko für chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Wachsen Kinder in einer nichtsterilen, sondern infektionsriskanten Umgebung auf, wie beispielsweise auf einem Bauernhof, kann das Risiko für chronisch entzündliche Krankheiten an den Grenzflächen von Haut und Schleimhaut ebenfalls reduziert werden. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen, chronisches Asthma, die Neigung zu Asthma und Psoriasis, treten damit seltener auf.
Ein gesundes Mikrobiom beginnt peripartal, wenn das Neugeborene auf natürlichem Weg zur Welt gebracht wird. Bei der Passage durch den Geburtskanal kommt es mit der natürlichen Besiedlung der mütterlichen Scheide in Kontakt, die der Entwicklung des individuellen Mikrobioms des Kindes den Boden bereiten kann.
Ob intrauterin bereits die ersten Übertragungen für das Mikrobiom stattfinden können, wurde noch sehr kontrovers diskutiert auf dem Kongress „Das Mikrobiom in der gastroenterologischen Praxis“, das mit Unterstützung von Ferring Arzneimittel am 6. und 7.09.2019 in Hamburg realisiert wurde.
Kommen Neugeborene per Sectio zur Welt, bleibt der Erstkontakt mit dem mütterlichen Scheidenmikrobiom aus. In der Folge entsteht ein verändert geprägtes Mikrobiom, welches weniger effektiv vor chronischen Entzündungen an den Grenzflächen von Haut und Schleimhaut schützt.
Noch nicht etabliert, aber zunehmend experimentiert wird mit dem maternalen Feeding, indem ein Abstrich von der mütterlichen Schleimhaut direkt postpartal entnommen wird, um den Mund- und Nasenbereich des Säuglings damit in Kontakt zu bringen, in der Hoffnung, dass sich ein gesundes Mikrobiom ausbilden kann. Weil bei Sectio-Geburten häufiger chronisch-entzündliche Darmerkrankungen im Laufe des Lebens diagnostiziert werden, als bei den vaginalen Entbindungen, wird eine Reduktion der Kaiserschnittrate und langes Stillen unter Anleitung von Hebammen empfohlen. Sogar die Möglichkeit, im Kindergarten Kühe zu halten, wurde (augenzwinkernd) zur Prophylaxe von Infektionen und chronisch-entzündlichen Erkrankungen erwogen.
Das vaginale Mikrobiom von Schwangeren ist geprägt von Lactobacillus, so Privat-Dozentin Sarah Fill Malfertheimer von der Gynäkologischen Klinik Barmherzige Brüder in Regenburg. Gemeinsam mit Anaerobiern bilden sie das gesunde vaginale Mikrobiom, das die fetale Programmierung begünstigt. Bekannt ist, dass Lactobacillus an der Austragung einer erfolgreichen Schwangerschaft beteiligt ist, da lactobacillus ramnosus den pH-Wert in der Scheide erhöht. Ist das Mikrobiom pathologisch verändert, begünstigt dies die Frühgeburtsrate und Schwangerschaftskomplikationen.