Mit Diabetes und einer koronaren Herzerkrankung besteht häufig auch eine chronische Entzündung des Zahnfleischs, die chronische Parodontitis. Dies ist kein zufälliges, gemeinsamen Auftreten, sondern es wird vermutet, dass sich diese Krankheiten aufgrund einer chronisch systemischen Entzündung gegenseitig verstärken.
Die systemische Entzündung, die sowohl bei Diabetikern als auch bei vielen Übergewichtigen und Adipösen vorliegt, führt in den Arterien zu Sauerstoffradikalen und einer Gefäßverkalkung. Dadurch entwickeln sich sogenannte Plaques an den Gefäßwänden. Diese sind verantwortlich für einen Gefäßverschluss in den kleinen Arterien, vor allem in den Herzkranzgefäßen, die wiederum einen Herzinfarkt auslösen können.
Kommt zu der chronischen, nicht bakteriell bedingten Entzündung in den Gefäßen eine weitere Entzündung durch mikrobiologische Ursachen hinzu, wie es etwa bei den chronischen Zahnfleischentzündungen der Fall ist, verstärkt sich die systemische Entzündungslast für die Betroffenen. Liegen Diabetes, koronare Herzerkrankung und Parodontitis gemeinsam vor, kann sich hier möglicherweise eine sich gegenseitig verstärkende Wechselbeziehung entwickeln.
Die Atherosklerose eines Menschen beginnt meist bereits im frühen Lebensalter. Zunächst bilden sich Läsionen durch Fettstreifen (fatty streaks), die aber rückbildungsfähig sind. Cholesterin und Schaumzellen beteiligen sich an dem Geschehen und führen über Jahre hinweg zu atherosklerotischen Plaques, an denen der Blutstrom vorbeifließt. Die Blutströmung kann den Plaque beschädigen, und wenn dieser rupturiert, entsteht ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall, weil das Plaquematerial in den kleinen Gefäßen steckenbleibt und diese verstopft.
Als primäre Ursache von chronischer Zahnfleischentzündung gilt eine Infektion mit Keimen. Häufig finden sich anaerobe Erreger, die sich unter Sauerstoffausschluss an die Zahnwurzeloberfläche anlagern. Kann das körpereigene Immunsystem diese Keime nicht beseitigen, beginnt ein Entzündungsprozess, der den Zahnhalteapparat nachhaltig schädigt. Es entstehen Zahnfleischtaschen, und es droht ein Zahnverlust. Gesellt sich zu diesem klinischen Bild noch eine diabetische Stoffwechsellage mit erhöhten Blutzuckerwerten, wirkt sich dies zusätzlich schädigend auf die Entzündung des Zahnfleisches aus. Dies kann die systemische Entzündung verstärken.
Es ist demnach von großer Bedeutung, dass Diabetiker und herzkranke Patienten eine besonders sorgfältige Zahnpflege betreiben, und auf diese Weise einer koronaren Herzerkrankung präventiv unterstützend entgegenwirken können.
Zur wirksamen Prävention gehören nicht nur das zweimal tägliche gründliche Zähneputzen und die Verwendung von Zahnseide für die Zahn-Zwischenräume. Mindestens in halbjährigem Abstand sollte eine zahnärztliche Kontrolle durchgeführt werden, bei der eine professionelle Zahnreinigung mit einer Entfernung der Zahnplaques (Zahnbelege) durchgeführt wird.
Vor allem kann der Betroffene selbst zu einer verbesserten Zahnsituation beitragen, indem er übermäßigen Zuckerverbrauch, Alkohol und Nikotin möglichst meidet, Übergewicht abbaut, den Diabetes streng kontrollieren lässt und seinen ungesunden Lebensstil durch sportliche Aktivität und gesunde Ernährung verändert. Damit trägt er eigenverantwortlich dazu bei, dass sein Übergewicht reduziert, sein Blutzuckerspiegel normalisiert und die systemische Entzündung gebessert werden.