Frauen und Männer haben unterschiedlich hohe Risiken für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall. Während Frauen durch ihre Östrogenspiegel einen relevanten Gefäßschutz haben, fehlt dieser den Männern, die bereits im mittleren Lebensalter Infarkte oder Schlaganfälle erleiden können. Haben Frauen aber einen Typ 2-Diabetes, hebt dies den geschlechtsbedingten
Schutz vor Herz-Kreislauferkrankungen nicht nur auf, sondern die Erkrankung
scheint dieses Risiko noch zu verstärken. Nach neueren Erkenntnissen erleiden sie häufiger als Männer mit Diabetes einen Herzinfarkt oder einen
Schlaganfall.
Frauen können diesen Nachteil jedoch durch intensivere medizinische Betreuung und eine Änderung ihres Lebensstils wieder ausgleichen, stellt
die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) anlässlich eines wissenschaft-
lichen Statements der American Heart Association fest. Es ist seit langem
bekannt, dass Frauen vor den Wechseljahren deutlich seltener einen Herzinfarkt erleiden als gleichaltrige Männer, berichtet Professor Dirk
Müller-Wieland, Vizepräsident und Mediensprecher der DDG. Die Tatsache,
dass ein Diabetes dieses Verhältnis umkehren kann, war in der Öffentlichkeit wenig bewusst. Es wurde herausgefunden, dass der Herzinfarkt oder ein Schlaganfall bei Frauen mit Diabetes früher auftritt und sie häufiger daran sterben. So ist auch das chronische Herzversagen als Spätfolge
eines überlebten Infarkts für Frauen mit Diabetes häufiger anzutreffen.
Konkrete Ursachen dafür konnten bisher nicht ausgemacht werden, es wird vermutet, dass die Folgen der Blutzucker, Blutfette und Blutdruckwerte weniger gut einzustellen sind, als bei männlichen Patienten.
Hormonelle Veränderungen können auch für die Entstehung eines polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS) verantwortlich gemacht werden, das bei sechs bis acht Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter vorliegt. Bei übergewichtigen und diabetischen Frauen wird es häufiger geschehen und triggert neben Zyklusstörungen auch einen Anstieg der männlichen Hormone. In diesen Fällen wird ein Wirkverlust des Insulins auffällig.
„Frauen mit polyzystischem Ovarsyndrom sind häufig übergewichtig mit einer ungünstigen Ansammlung von Fettgewebe im Bauchbereich. Dies verschlechtert das Risikoprofil erheblich“, sagte der DDG-Präsident Baptist Gallwitz vom Universitätsklinikum Tübingen.
Daher appelliert die DDG an die behandelnden Ärzte das besondere Risiko von Frauen mit Diabetes bei der Prävention von Herz-Kreislauf- Erkrankungen im Auge zu behalten. In Studien konnte belegt werden, dass Frauen mit Typ 2-Diabetes stärker als Männer von einer Änderung des Lebensstils profitieren. Eine umgestellte Ernährung und mehr Bewegung haben bei Frauen einen deutlich stärkeren Effekt auf die Verbesserung der Risikofaktoren.