Der diesjährige Männergesundheitsbericht befasst sich mit dem Schwerpunkt der psychischen Gesundheit des Mannes und wurde von der Deutschen Gesellschaft Mann und Gesundheit e.V. herausgegeben. Es stellte sich die Frage, ob Männer ein anderes Gesundheitsverständnis haben, ob sie sich beratungs- und präventionsresistent verhalten.
Dazu äußerte ich Dr. Mathias Stieler, der als Vorstandmitglied und Theologe als psychologischer Berater der Gesellschaft fungiert. Nach seinem Dafürhalten sind Männer durchaus gesundheitsbewusst, allerdings interpretiert er das häufig zu beobachtende Risikoverhalten des männlichen Geschlechts als Lebensbewältigungsverhalten. Es muss die aktuelle Lebenssituation eines Mannes zugrunde gelegt werden, wenn sie riskantes Verhalten zeigen. Das Bild des „Starken Mannes“, der alles im Griff hat, bedarf einer Korrektur, weil sowohl im Beruf als auch in Familien- und Partnerbeziehungen davon ausgegangen wird, dass ein Mann selbstverständlich immer leistungsbereit und Verfügbar ist.
Psychische Probleme eines Mannes werden nicht selten als Schwäche ausgelegt und deswegen vom Mann nicht zugelassen. Dieses Image sollte verändert werden, damit auch der Mann die zu seinen Schwächen und Begrenzungen, seinen Verletzbarkeiten und Niederlagen zu stehen, so der psychologische Berater.
Als Begründung der zu selten von Männern wahrgenommen gesundheitlichen Präventionsprojekten stellte er die Frage in den Raum, ob diese Projekte möglicherweise an den Männern vorbei entwickelt werden. Es existieren schon sehr erfolgreiche Präventionskonzepte, die die Lebenswirklichkeit eines Mannes berücksichtigen. Aber: so unterschiedlich die Realität des Lebens eines jeden Mannes ist, so verschieden sollten die Präventionsangebote gestaltet sein.
Nicht pädagogisch belehrend und nicht von oben herab sollten die Projekte gestaltet sein, weil solche Situationen den Widerspruch und die Verweigerung des Mannes herausfordern.