Die Menschen in den modernen Industrienationen werden immer älter, und dies ist auch den Fortschritten einer forschenden und innovativen Medizin zu verdanken. Dennoch bleiben bei hochbetagten Senioren altersbedingte körperliche Gebrechen, chronischer Erschöpfung und Müdigkeit sowie ein altersbedingter kontinuierlicher Verlust an Muskelmasse.
Den Rückgang der Muskulatur bezeichnen die Ärzte als Sarkopenie, mit der
erhebliche Einbußen der Lebensqualität einhergehen. Professor Cornel Sieber
vom Lehrstuhl der Inneren Medizin und Geriatrie von der Friedrich Alexander
Universität in Erlangen ist davon überzeugt, dass für hohe Lebensqualität
und selbständige Lebensführung die vorhandene Muskelmasse mit
verantwortlich ist. Dies zeige sich in der Bewältigung von Alltagsaufgaben,
wie unabhängiges Aufstehen, Treppen zu bewältigen und Einkaufstüten zu
tragen. Besonders die Atemmuskulatur spielt eine wesentliche Rolle, denn
wenn diese sich zurück bildet, fällt das Atmen schwer, es tritt eine
allgemeine Sauerstoffnot der Körperzellen ein und es fehlt häufig die Kraft,
um die Sekrete in der Lunge und den Bronchien effektiv abzuhusten.
Zur Bewertung der Gebrechlichkeit und der Diagnose altersbedingter
Einschränkungen werden die Kriterien Muskelmasse, Gewichtsverlust,
Erschöpfung, Schwächegefühl, Reaktionsgeschwindigkeit und körperliche
Aktivität herangezogen. Meist führt aber der Aspekt des fortschreitenden
Muskelverlustes die Menschen in eine klinisch brisante Situation. Daher weist
Sieber auf die objektiv messbaren Faktoren hin, die dazu beitragen sollten,
die gerontologische Forschung voran zu treiben.
In den vergangenen Jahren konzentrierten sich die Wissenschaftler besonders
auf die Osteoporose, jetzt sollte auch der Verlust an Muskelmasse im Alter
mehr Berücksichtigung finden.
Noch immer wird den Senioren nach einer Operation häufig Ruhe verordnet.
Die Folgen davon schlagen sich besonders im Muskelverlust nieder, so
Sieber: „Während einer Woche Bettruhegeht dem Körper ein Kilogramm
Muskelmasse verloren.“ Um diesen Verlust auszugleichen, müssten die
Patienten mehr als sechs Monate lang trainieren. Es wäre daher ein
Umdenken der Behandlung angemessen.
So kann bereits im Vorfeld der Klinikeinweisung der die Muskulatur trainiert
und der Körper gestärkt fit gehalten werden. Ernährungsumstellung und
Sportprogramm zeigen gute Erfolge. „Sogar ein 80jähriger kann dadurch
noch Muskulatur aufbauen“, so Sieber.