Gegen verschiedene Stoffwechselerkrankungen, Krebs und sogar gegen Falten gelten Antioxidantien als wahre Wundermittel. Nun gingen Forscher diesem Glauben näher auf den Grund mit dem Ergebnis, dass vor der Einnahme sogar gewarnt wird. Ob in der Nahrung, Nahrungsergänzungsmitteln oder Cremes – die Werbung suggeriert uns antioxidative Stoffe als Allzweckwaffe gegen das Altern der Haut oder sogar Krebs. Wissenschaftliche Studien zeigen aber, dass Antioxidantien wie Beta-Karotin sogar schädlich sein können. Darauf weist Hans Meffert vom Dermatologischen Zentrum in Berlin hin. Auch für eine vermeintliche Schutzwirkung vor Fältchen oder Hautkrebs fehlen bislang wissenschaftliche Beweise, schreibt der Hautexperte im elektronischen Fachjournal „German Medical Science“. Der Rat der Wissenschaftler lautet daher, lieber reichlich Obst und Gemüse mit natürlichen Antioxidantien zu essen, statt Pillen zu schlucken oder teure Cremes zu verwenden.
Wie freie Radikale entstehen
Die aggressiven Teilchen entstehen bei allen Stoffwechselabläufen im Körper und in Hautzellen durch die UV-Strahlen der Sonne. Freie Radikale schädigen die Erbsubstanz und können dadurch Krebs auslösen. Antioxidantien wie Beta-Karotin, das in großen Mengen in Karotten enthalten ist, oder Vitamin C und E, fangen diese freien Radikale ein und wandeln sie in ungefährliche Moleküle um. Allerdings braucht der menschliche Körper auch freie Radikale, etwa bei der Abwehr von Krankheitserregern. Antioxidantien in hohen Dosen können Krebs sogar fördern: Eine Studie, die eigentlich beweisen sollte, dass Beta-Karotin Raucherlungen vor Tumoren schützt, musste abgebrochen werden, weil das Lungenkrebsrisiko anstieg. Die Forscher des Human Nutrition Center on Aging in Boston nehmen an, dass Beta-Karotin durch die überdurchschnittliche Menge an freien Radikalen in der Raucherlunge in krebsfördernde Stoffen zerfälltund damit die Tumorentstehung begünstigt. In einer anderen großen Studie wurden rund 850 Testpersonen untersucht, welchen Dickdarmpolypen entfernt worden waren – Geschwulste, aus denen sich nicht selten bösartige Tumore entwickeln. Dabei stellte sich Ähnliches heraus: Bei Rauchern oder Alkoholkonsumenten, die Beta-Karotin kombiniert mit Vitamin C und E einnahmen, war nach vier Jahren das Wahrscheinlichkeit leicht erhöht, dass sich erneut Polypen bildeten. Für Raucher, die gleichzeitig Alkohol tranken, verdoppelte sich das Risiko sogar. Bei Nichtrauchern und Nichttrinkern hatten Antioxidantien aber tatsächlich eine leichte Schutzwirkung. Nach einer Meta-Analyse mit 68 Studien schlussfolgerten Forscher der Kopenhagener Universität, dass die Behandlung mit Beta-Karotin, Vitamin A und Vitamin E sogar die Sterblichkeit erhöhen könnte. Für Vitamin C fehlten ihnen Studien, um klare Aussagen zu treffen.