Angststörungen werden bei alten Menschen nur selten behandelt. Die Gründe sind vielfältig. Einige Ärzte halten Depressionen und Ängste bei Senioren für eine normale Alterserscheinung und sehen daher keine Veranlassung für eine Therapie. Zudem ist die Diagnose von Angststörungen im Alter schwieriger.
Angststörungen können jedoch in jedem Alter fachgerecht therapiert werden. Auch bei alten Menschen lassen sie sich in der Regel durch eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie erfolgreich behandeln. Altersgerechte Bewegungsprogramme und Entspannungstechniken ergänzen die medikamentösen und psychotherapeutischen Maßnahmen wirksam.
Medikamentöse Therapie mit Antidepressiva im Alter
Bei der Therapie mit Antidepressiva müssen bei alten Menschen einige Besonderheiten berücksichtigt werden.
Im Alter nimmt Häufigkeit von Erkrankungen zu, viele ältere Menschen leiden gleichzeitig unter mehreren Krankheiten. Ärzte bezeichnen dies als Multimorbidität. (Morbus= Krankheit, muliti=viele). Daher nehmen sie oft bereits verschiedene Medikamente ein.
Im Alter verändert sich der Stoffwechsel, die Organe sind nicht mehr so leistungsfähig.
Die Zusammensetzung des Körpers verändert sich. Die Muskelmasse wird geringer, der Fettanteil erhöht sich. Der Anteil des Körperwassers ist niedriger. Je nachdem ob sich ein Medikament besser in Wasser oder in Fett löst, vermindert oder verstärkt sich die Wirkung.
Bei Älteren treten häufiger Nebenwirkungen und/oder Wechselwirkungen auf. Zwei Drittel aller berichteten Nebenwirkungen betreffen Menschen, die älter als sechzig Jahre sind.
Dazu kommen praktische Probleme. Ältere Menschen vergessen öfter die Einnahme ihrer Medikamente, oder nehmen sie zum falschen Zeitpunkt ein. Aufgrund von Sehstörungen oder Vergesslichkeit besteht die Gefahr der Verwechslung von Medikamenten.
Die Auswahl eines geeigneten Medikamentes und die Dosierung müssen bei alten Menschen daher besonders sorgfältig nach den individuellen Voraussetzungen erfolgen.
Kognitive Verhaltenstherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie bei Angststörungen älterer Menschen beinhaltet verschiedene Methoden, die einzeln oder individuell kombiniert angewendet werden können.
Dem Patienten werden seine angsterregenden Gedankenmuster bewusst gemacht, er lernt, diese mit gezielten Gedankenübungen zu verändern und der Realität anzupassen.
Durch Entspannungsübungen kann der Patient seine Körperreaktionen beruhigen. Ist der Körper entspannt, wird auch der Geist ruhig, die Angst lässt nach.
Durch stufenweise Konfrontation mit angstauslösenden Situationen wie Fahrstuhl fahren, lernt der Patient, dass ihm nichts Schlimmes geschieht und kann seine Ängste auf ein normales Maß reduzieren. Altersangepasste zusätzliche Techniken, wie Erinnerungshilfen, wöchentliche Telefonate, oder „Hausaufgaben“ verbessern den Therapieeffekt.
Soziotherapie
Bei manchen alten Menschen kann ein regelmäßiges Angebot mit verschiedenen Gruppenaktivitäten die Angst vor Isolation und Vereinsamung reduzieren.