Viren können Krebs auslösen. Mit der Entdeckung des Epstein-Barr-Virus im Jahr 1964 wurde dieser Zusammenhang erstmals beim Menschen nachgewiesen. In den 70iger und 80iger Jahren hat der deutsche Wissenschaftler Harald zur Hausen die potentielle Gefährlichkeit der humanpathogenen Papillomaviren (HPV) beschrieben. Was als Grundlagenforschung begann und oftmals belächelt wurde, endete in einer wirksamen Impfung gegen die bei Frauen zweithäufigste Krebserkrankung, den Gebärmutterhalskrebs.
Zu Recht ist nun Harald zur Hausen mit dem diesjährigen Nobelpreis für Medizin für seine Arbeit ausgezeichnet worden.
Papillomviren werden meist durch Geschlechtsverkehr übertragen. Die Infektion tritt sehr häufig auf und kann spontan wieder verschwinden. Sie verläuft oft völlig ohne Symptome und wird meist zufällig beim Zellabstrich während der gynäkologischen Früherkennungsuntersuchung festgestellt. Dennoch werden einige Infektionen chronisch persistent und führen zu hochgradigen Gewebveränderungen (Dysplasien). Als Konsequenz daraus kann sich, über Vorläuferstadien wie Warzen am Gebärmutterhals, im Laufe von bis zu zehn Jahren ein Zervixkarzinom entwickeln. Wird das Karzinom zu spät diagnostiziert, erfordert es die Entfernung der Gebärmutter und gegebenenfalls weitergehende chirurgische Maßnahmen sowie eine Bestrahlung. Dennoch erkranken immer noch 7.000 Frauen in Deutschland an Gebärmutterhalskrebs und 2.700 Todesfälle sind jährlich zu beklagen.
Seit geraumer Zeit stehen in Deutschland zwei Impfstoffe zur Verfügung, die vor Infektionen mit humanen Papillomaviren und damit verbundenen Folgeerkrankungen schützen können. Die Impfstoffe wirken rein vorbeugend (prohpylaktisch) und können nicht zur Behandlung bereits bestehender HPV-Infektionen und/oder virusbedingter Gewebeveränderungen eingesetzt werden. Da die humanen Papillomviren ausschließlich durch sexuellen Kontakt übertragen werden, ist eine Impfung vor allem dannsinnvoll, wenn sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr durchgeführt wird.
Die zur Verfügung stehenden Impfstoffe schützen vor der Ansteckung bestimmter Viren, die humanpathogenen Papillomaviren 16 und 18 genannt werden. Möglicherweise besteht dadurch ein Schutz aber auch noch gegen weitere Vertreter dieser Gattung. Die Impfung schützt zudem vor Krebsvorstufen, so genannten Präkanzerosen, der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane (Vulva). Allerdings sollten geimpfte Frauen wissen, dass die Impfstoffe nicht grundsätzlich vor Infektionen mit anderen HPV-Typen schützt. Deshalb sollten Früherkennungsmaßnahmen des Gebärmutterhalskrebs unverändert in Anspruch genommen werden.
Die Redaktion der Gesundheitswerkstatt beglückwünscht Professor Harald zur Hausen für den diesjährigen Nobelpreis in Medizin.