April bis Oktober wird als Zeckensaison betrachtet. Zecken übertragen nicht nur Frühsommer-Meningoenzepahlitis (FSME), sondern auch die gefährliche Lyme Borreliose (LB), die unbehandelt schwere Folgeerkrankungen hervorrufen kann.
Die Erreger, welche die Zecke überträgt, setzen sich bevorzugt in Gelenken oder in Nerven und Muskeln fest und schädigen diese. Sehr unterschiedliche Symptome wie rheumaähnliche Beschwerden, starke Schmerzen und Lähmungserscheinungen treten auf. Menschen entwickeln keine Immunität gegen die Lyme Borreliose. Eine erneute Infektion ist möglich. Die LB muss mit Antibiotika behandelt werden.
Eine Schutzimpfung für Menschen wie bei
FSME gibt es derzeit nicht.Die LB bleibt oft unerkannt, weil der Zeckenstich schmerzlos ist. Harmlose Hauterscheinungen nach dem Feld- oder Waldspaziergang können erste Zeichen sein.
Es gibt für die LB keine regionale Häufung wie bei der
FSME. Etwa 10 bis 30 Prozent der Blutsauger sind überall in Deutschland mit den Borrelien infiziert. Zwischen 80.000 und 100.000 Menschen werden jedes Jahr von einer Zecke mit Borrelien infiziert (
FSME: zwischen 100 bis 300).
Symptome
Die Lyme Borreliose kann viele andere Krankheiten nachahmen, was die Diagnose erheblich erschwert. Ein Hautausschlag kann auftreten oder ganz fehlen.
Dieser kann nur Stunden, aber auch über Wochen bestehen, sehr unauffällig und klein oder auch von beträchtlicher Größe (bis zu 30 cm). Die ringförmige, wandernde, flächenhafte Rötung wird auch Wanderröte genannt. Der Hautausschlag kann verschwinden, um nach Wochen wieder zu erscheinen. Ein einziger Stich kann auch Nesselausschlag, Ekzem, Sonnenbrand oder Flohstiche nachahmen.
Weitere mögliche Symptome
- Kiefer: Schmerzen, Schwierigkeiten beim Kauen
- Blase: ständiges oder schmerzhaftes Urinieren, wiederholte Blasenentzündungen
- Lunge: Atemwegsinfektionen, Husten, Asthma, Lungenentzündung
- Ohren: Schmerzen, Hörverlust, Ohrensausen, erhöhte Geräuschempfindlichkeit
- Augen: entzündungsbedingter Schmerz, Lichtempfindlichkeit, erschlafftes Augenlid, Bindehautentzündung, verwischtes oder Doppelt-Sehen
- Hals: Reizung, geschwollene Drüsen, Husten, Heiserkeit, Schluckbeschwerden
- Nervensystem: Kopfschmerzen, Gesichtslähmung, Krampf, Meningitis, Nackensteife, brennende, kribbelnde oder prickelnde Empfindungen an beliebigen Stellen des Körpers, Verlust von Reflexen und Koordinationsfähigkeit,
MS-ähnliche Symptome
- Magen: Schmerzen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Magenkrämpfe
- Herz: Schwäche, Schwindel, unregelmäßiger Herzschlag (Synkopen),Kurzatmigkeit, Brustschmerzen
- Gelenke: Arthralgie oder Arthritis, Muskel-Entzündung und –Schmerzen
- Andere Organe: Leberinfektion, vergrößerte Milz, geschwollene Hoden, unregelmäßige oder ausbleibende Menstruation
- Weitere Auswirkungen: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, verminderte Konzentration, kognitive Einbußen, Gedächtnisstörungen, Appetitlosigkeit, Desorientierung, Schlafstörungen
Stadien
- Tage oder Wochen nach einem Biss durch eine infizierte Zecke entwickeln sich grippeähnliche Symptome wie Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen, schwaches Fieber, Müdigkeit oder eine Bindehaut- oder sonstige Augenentzündungen
- Wochen oder Monate danach stellen sich schwerwiegendere Erkrankungen ein. Die Erreger befallen Organe wie Herz, Leber oder Muskeln. Es kann zu Hirnhaut- oder Hirnnervenentzündungen kommen.
- Monate bis Jahre nach dem Stich leiden die Patienten unter schweren Krankheiten wie chronischer Arthritis oder Entzündungen des Rückenmarks, die unter Umständen zu Lähmungen führen.
Je länger die LB unbehandelt bleibt, desto irreführender sind die Symptome, weil sie kumulieren und in verschiedenen Kombinationen auftreten können.
Vorbeugung
Der beste Schutz ist die Stichvermeidung. Kinder wollen im Frühling und Sommer nicht mit langen Hosen und geschlossenen Schuhen in die Natur.
Es gibt hautverträgliche, auch für Kinder geeignete Präparate, mit denen man die Haut einreiben und sogar die Kleidung einsprühen kann. Der Schutzfilm enthält Stoffe, die den Geruchs- und Orientierungssinn der Zecke verwirren und ihr den Appetit auf Blut verderben.
Diese Wirkung hält bis vier Stunden an. Falls sich doch einmal eine Zecke festgesetzt hat, entfernt man sie mit einer feinen Pinzette. Die Kleider sollten gewaschen oder eine Viertelstunde im Wäschetrockner erhitzt werden.