Schon 1895 wurde durch Carl von Noorden in Frankfurt Sachsenhausen die erste „Privatklinik für Zuckerkranke und diätische Kuren“ gegründet. Daher findet sich eine hohe Ernährungskompetenz im heutigen Sachsenhäuser Krankenhaus, weil schon seit 117 Jahren grundlegende Elemente der Diabetestherapie, etwa die Broteinheiten oder Hafer- und Gemüsetage konzipiert sind, und das gesammelte Wissen für Menschen mit Adipositas und Diabetes zur Verfügung steht.
Schon damals war die Diabetesernährung eine kohlenhydratreduzierte Kostform, und die Broteinheit ein Maß für begrenzte Nahrungsaufnahme. Noch immer sind Ernährungs- und Diabetestherapie Schwerpunkte in der Klinik, in dem das von Noorden´sche Wissen im modernen Kontext praktisch umgesetzt wird, sagte Elke Weitz, Diätassistentin und medizinische Ernährungsberaterin im Sachsenhäuser Krankenhaus. In Anlehnung an die mediterrane Ernährung wird den Patienten, entsprechend des Ausgangsgewichts und der diabetischen Stoffwechselsituation, kalorienangepasst und eine angemessene Auswahl an Nähstoffen empfohlen. Die bevorzugte Kohlenhydratform ist faserreich und das Spektrum der Getreidesorten; besondere Produkte aus dem vollen Korn des Getreides und Hülsenfrüchte.
Daher sind Haferkleie, Haferflocken und Erdmandel im Müsli oder Dinkelbrot zum Frühstück zu empfehlen. Als Beilage zu Geflügel, Fisch und buntem Blattsalat werden Buchweizen, Quinoa und Amaranth in Gemüsebrühe gegart, und zum Abendessen wird ein Salat aus Belugalinsen mit frischen Kräutern gereicht.
Wir bevorzugen die heterogene Gruppe der Polysaccharide und nicht-stärkehaltigen Kohlenhydrate, wie Cellulose, Hemicellulose und Pectine, sagte Weitz, aber auch Guar und Inulin sowie Flohsamen und Johannisbrotkernmehlgehören zur Ernährung übergewichtiger Diabetiker.
In einer neuen deutschen Studie wurde gezeigt, dass besonders die Faserstoffe aus Hafer (Lignin) die Insulin-Empfindlichkeit steigern, vor allem wenn dies von einer reduzierten Eiweiß- und Fettaufnahme begleitet wird. Eine vergleichende Untersuchung der Anwendung einer faserreichen ernährten Gruppe mit einer proteinreich ernährten Gruppe hat gezeigt, dass die Insulinsensitivität in der Ballaststoffgruppe um 25 Prozent höher war als mit der Vergleichsnahrung.
Zur Wirkung der pflanzlichen Faserstoffe gehören die Senkung von LDL-Cholesterin mit Reduktion der Atherosklerose, und die Verbesserung der Insulinsensitivität. In epidemiologischen Studien reduzieren pflanzliche Faserstoffe die Inzidenz von Typ 2-Diabetes und das Herz-Kreislaufrisiko.
Die Verbesserung der Darmfunktion ist ein weiterer Vorteil einer Ballaststoff/Faserstoffreichen Ernährung, so die Ernährungsberaterin auf dem Diabetes-Patiententag. Die Prävention von Übergewicht, Typ 2-Diabetes und Herzkreislauf-Erkrankungen sprechen für eine Ernährung mit ausreichend hohem Anteil pflanzlicher Faserstoffe.