Jetzt ist es wieder bald so weit. Die Uhren werden wieder umgestellt- im Herbst eine Stunde zurück. Dafür wird uns im Frühjahr wieder eine Stunde abgenommen. Wenn Sie persönlich mit dieser Zeitumstellung im Frühjahr und im Sommer ihre Probleme haben ist dies nicht ungewöhnlich. Ganz im Gegenteil. Ein Forscherteam um Professor Till Roenneberg an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München konnte mit Hilfe einer großen Fragebogenaktion, an der sich rund 55.000 Menschen beteiligt haben, nachweisen, dass diese Umstellungen drastischere Auswirkungen haben als bislang vermutet. Die innere Uhr lässt bestimmte Verhaltensweisen des Menschen und viele Prozesse im Körper in Zyklen ablaufen. Dieser genetisch vorgegebene Mechanismus synchronisiert sich dabei mit der Umwelt und das Sonnenlicht ist der wichtigste “Zeitgeber”.
Die Zeitumstellung unterbricht abrupt diese Anpassung der inneren Uhr an die jahreszeitlich bedingte Varianz des Tag-Nacht-Wechsels und erlaubt ihr im Herbst erst viel zu spät diese wieder aufzunehmen. Nach Auffassung der Wissenschaftler hat demnach eine Zeitumstellung langfristig weit größere Auswirkungen hat als bisher angenommen.
Die innere Uhr passt sich mit Hilfe des Tageslichts an den 24-Stunden-Rhythmus der Umwelt an. Dieses so genannte Entrainment ist außerordentlich exakt. Besonders wichtig ist dabei die Dämmerung, also der Wechsel von Tag und Nacht. Unser Schlafverhalten passt sich sogar dem zeitlichen Fortgang der Dämmerung von Osten nach Westen innerhalb einer Zeitzone an und die innere Uhr passt sich auch genau an die saisonalen Veränderungen der Morgendämmerung an. Im Winter ist sie auf spät, im Sommer auf früh gestellt. Diese minutiöse Anpassung wird jedoch durch die Zeitumstellung empfindlich gestört.
Die Ergebnisse ihrer Befragung erhärten die Forscher durch eine zweite, experimentelle Studie, bei der sie das Schlafverhalten sowie die Aktivität von 50 Personen acht Wochen rund um beide Zeitumstellungen untersuchten. Während die Anpassung der inneren an die Umstellung der sozialen Uhr im Herbst kaum Probleme macht, ist die Anpassung an die Sommerzeit im Frühjahr ungleich schwieriger, so die Forscher.
Menschen, die eher spät zu Bett gehen und dafür morgens länger schlafen, sind späte Chronotypen. An diesen Menschentypen sind die Auswirkungen der zeitumstellungen besonders auffällig. Wenn im Frühjahr auf die Sommerzeit umgestellt wird, bleibt ihr biologisches Timing einfach auf Normalzeit, während all ihre sozialen Aktivitäten um eine Stunde vorgestellt werden. Aber selbst die innere Uhr von Menschen die früh schlafen gehen und früh aufstehen, stellt sich bei Beginn der Sommerzeit nicht vollständig um.
Diese „kleine“ Stunde Veränderung der Uhrzeit hat weitreichende Konsequenzen. Nach Roenneberg hat dies Auswirkungen wie wenn man die gesamte Bevölkerung Deutschlands im Frühjahr theoretisch zwangsweise nach Marokko transportiert würde und im Herbst wieder zurück ohne Zeitzone und Klima zurückzulassen – mit all den damit verbundenen Anpassungsproblemen.
Welche Langzeiteffekte die saisonale Störung der inneren Uhr durch die zweimalige Zeitumstellung jedes Jahr verursacht, kann man noch nicht abschätzen. Vor allem die Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen sind nicht klar und sollten daher nach Auffassung der Forscher auf jeden Fall genauer untersucht werden.
Quelle: Pressemitteilung der LMU München
Falls sie die Studie nachlesen wollen. Erschienen ist sie in der Fachzeitschrift Current Biology vom 24. Oktober 2007. Die Autoren sind Thomas Kantermann, Myriam Juda, Martha Merrow und Till Roenneberg und der Tietel der Studie lautet: “The Human Circadian Clock’s Seasonal Adjustment is disrupted by Daylight Saving Time”.