Der Darm des Menschen ist mit einen sehr wichtigen und gut funktionierendem Immunsystem sowie mit einer unüberschaubaren Bakterienzahl ausgestattet, welche sich intensiv mit der Gesunderhaltung des Individuums auseinandersetzen. Dazu bedarf es mehr als 100 Millionen kleiner Mitbewohner, nämlich die dort physiologisch vorhanden Bakterienstämme.
Noch immer fehlt umfangreiches Wissen, was die Bakterien dort zu suchen haben, die üblicherweise als Darmflora bezeichnet werden.
Sicher sind sich aller Forscher, dass die Zusammensetzung der Bakterien ein wichtige Rolle für die Gesundheit des Menschen spielt. Jede Störung der Mikroben verändert deren Eigenschaften und Funktionen und wirkt sich negativ auf sein Wohlbefinden aus. Welche Auswirkungen von der Zusammensetzung der Darmbakterien ausgehen, konnte einen Zusammenhang mit dem Auftreten von Allergien, von Übergewicht und Stoffwechselstörungen erkennen lassen.
Der Mensch ist durchaus kein steriles Wesen, sondern von einer Vielzahl unterschiedlicher Bakterien, Viren und Hefen besiedelt. Man kann solche kommensalen Mitbewohner auf der Haut, im Mund- und Rachenbereich sowie im Darm nachweisen, und immer wieder führt eine Störung des mikrobiellen Kosmos zu krankhaften Erscheinungen des Wirtes Mensch.
Die bei Weitem meisten Bakterien befinden sich im dickdarm des Menschen. Die Universität Hohenheim hat ein molekularbiologisches Verfahren entwickelt, mit dem die Zusammensetzung der Darmflora detailliert untersucht werden kann. Daraus lässt sich auch für einzelne Stämme deren Funktion ableiten, Sagte Professor Stephan c. Bischoff, der als Direktor des Institut für Ernährungsmedizin an der Universität Hohenheim tätig ist.
Die Ergebnisse von Forschern aus New York sehen in einer Fehlbesiedlung des Darms einen engen Zusammenhang zum Übergewicht. Sie analysierten die Daten von mehr als 11.000 Kindern, di ein der britischen Region Avon geboren wurden und innerhalb der ersten fünf Lebensmonate mit Antibiotika behandelt werden mussten. Hatten die Kinder das Erste und Zweite Lebensjahr erreicht, brachten sie deutlich mehr Gewicht auf die Waage, als die Vergleichsgruppe der Kinder, die keine Antibiotika brauchten.
Etwa im Alter von drei Jahren waren die Kinder übergewichtig, die mit Antibiotika versorgt worden waren, und dies wurde mit der Störung der normalen Darmflora durch die Antibiotikatherapie in Zusammenhang gesehen. Dies ist umso mehr von Bedeutung, als im ersten Jahr nach der Geburt sie Darmflora erst individuell entwickelt wird, und daher in einer sensiblen Phase gestört wurde.
Die Veränderung der Darmflora kann positive Effekte bewirken und Übergewicht oder Diabetes bessern. Das geht aus einer niederländischen Studie hervor, die bei Personen mit einem metabolischen Syndrom durchgeführt wurde. Pflanzte man diesen Patienten Bakterien ein, die von einem schlanken Menschen stammten, änderte sich deren Darmflora und sie reagierten empfindlicher auf Insulin.
Weil aber die Resistenz der menschlichen Zellen auf das Hormon Insulin als Ursache einer Entwicklung zum Diabetes bekannt ist, kann diese Reaktion auch als ein Schutzmechanismus vor dieser Erkrankung interpretiert werden. Die Darmbakterien von dünnen und übergewichtigen Menschen unterscheiden sich beispielsweise bei dem Firmicus-Bakterium, sagte Bischoff. Dieses hilft die schwer verdaubaren Kohlenhydrate aufzuspalten und zu verstoffwechseln. Dadurch erhöht sich die Energiegewinnung aus den Ballast- und Nährstoffen.
Je mehr von der Funktion und die Eigenschaften der kommensalen Darmmikroben bekannt ist, umso besser kann deren gezielter Einsatz bei krankhaften Veränderungen zum Wohle der Patienten genutzt werden.