Die Zahl der Menschen die an zu hohem Blutdruck leiden, steigt kontinuierlich an, weil deren systolischer Blutdruckwert die Marke von 140 mm/Hg überschritten hat. Schätzungen gehen davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren die Zahl der Betroffenen um mehr als ein Million Menschen ansteigen wird.
Diese Menschen sind oder sie werden zu Hypertonie-Patienten, die mit Komplikationen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz (Herzschwäche) und sogar mit einer Demenz rechnen müssen, wenn der hohe Blutdruck nicht effektiv behandelt werden wird. Die European Society of Cardiologie (ESC) hat daher in 2018 die Leitlinien der Behandlung aktualisiert, um die Therapienotwendigkeit und Therapiesicherheit für die behandelnden Ärzte zu formulieren.
Während in den USA der Grenzwert des systolischen Blutdruck 2017 abgesenkt wurde auf 130 mm/Hg, veränderten die europäischen Kardiologen diesen Wert nicht und beließen es bei 140 mm/Hg als Grenzwert zu Bluthochdruck. Was spricht dafür den Grenzwert der Hypertonie nicht zu ändern? Nach wie vor gelten systolische Blutdruckwerte oberhalb von 140 mm/Hg als zu hoch, und der diastolische Wert sollte 90 mm/Hg nicht überschreiten. Es muss aber berücksichtigt werden, dass mit zunehmendem Lebensalter durchaus ein Wert von 160/90 mm/Hg noch tolerierbar ist. Nach Ansicht der meisten europäischen Kardiologen begründen die bisher vorliegenden Studien keine Rechtfertigung zur niedrigeren Neufestsetzung der Grenzwerte.
Allerdings reicht es nicht aus, den Blutdruckwert nur beim Besuch des Betroffenen in der Praxis zu messen, weil Weißkittelhochdruck oder ein maskierter Hochdruck die Diagnostik unsicher machen. Hier sollten mit der Langzeitblutzuckermessung die realistischen Blutdruckwerte bestimmt werden.
Therapeutisch sollte eine effektive Blutdruckreduktion angestrebt werden, die für den Patienten prognostisch von großem Vorteil ist. Bereits eine Senkung der Werte um 10 mm/HG reduziert – unabhängig davon, wie hoch der Ausgangsblutdruck ist – das Risiko für einen Schlaganfall um 28 Prozent, und schwerwiegende Herz-Kreislauferkrankungen treten 20 Prozent seltener auf.
Ein Zielblutdruck von 130/80 ist bei Patienten im jüngeren und mittleren Lebensalter anzustreben, wobei der oberste Wert nicht unter 120 mm/Hg abgesenkt werden sollte. Diastolisch sollten die Blutdruckwerte unter 80 mm/Hg, aber nicht weniger als 70 mm/Hg liegen. In den Leitlinien wird für diesen Werte-Korridor plädiert, weil neuere Studiendaten dafür das niedrigste kardiovaskuläre Risiko berechnen.