Während der kalten Jahreszeit drohen Husten, Schnupfen und Heiserkeit, die häufigsten Beschwerden fast jeder Erkältung, der in den meisten Fällen aber Viren zugrunde liegen. Eine Bronchitis oder Schmerzen in den Nebenhöhlen können den Verlauf einer Erkältung begleiten und erschweren. Fast reflexartig verlangen die Patienten nach einem Antibiotikum, das aber gegen den viralen Infekt wenig ausrichten kann.
Im Gegenteil ist die häufige Anwendung von Antibiotika durchaus mit gesundheitlichen und ökologischen Nachteilen verbunden: breit angewendet bei Menschen und Tieren, besonders in der Landwirtschaft, gelangen große Mengen der antibakteriellen Substanzen in die Umwelt, und damit in die Nahrungskette. Die enorme Belastung lässt sich sowohl im Tierfutter und in Fleischprodukten als auch in der pflanzlichen Nahrung des Menschen nachweisen. Die permanente Auseinandersetzung mit einem breiten Antibiotikaspektrum aus der Umwelt und während einer Therapie führt zur Gewöhnung vieler Bakterien, sie werden resistent gegen Antibiotika. Schon heute bedrohen multiresistente Bakterien in Krankenhäusern das Leben der Patienten und bereiten den Ärzten enorme Probleme bei der Therapie.
Gleichzeitig schädigen Antibiotika die natürliche Bakterienbesiedlung des Menschen, besonders das Mikrobiom des Darmes, das eine große Rolle bei der physiologischen Immunabwehr spielt. Eine Störung des ausgewogenen Gleichgewichts der Darmbesiedlung kann zur Schwächung des Immunsystems führen und wiederholte Infekte begünstigen. Ähnliche Kaskaden einer kontinuierlich reduzierten Abwehrschwäche mit rezidivierenden Entzündungen als direkte Konsequenz, wird auch bei der Mikroökologie in den Atemwegen beschrieben.
Die Erforschung und das gewonnene Wissen zur Bedeutung des Mikrobioms für eine starke Immunabwehr führte zu der logischen Therapie mit Probiotika, die als orale Zufuhr immunmodulierender Bakterien das individuelle Mikrobiom unterstützen und so die körpereigene Immunabwehr stärken.
Die meisten Immunzellen befinden sich im Darm als darmassoziiertes Immunsystem. Die orale Gabe von Probiotika kann auf seinem Weg den direkten Kontakt zum dort angesiedelten Mikrobiom aufnehmen. Dies führt zur Freisetzung von B-Zellen, die zu Plasmazellen werden und Immunglobulin A (IgA) produzieren. Diese Plasmazellen nehmen den Weg über das Blut und gelangen an alle mit Schleimhaut ausgekleideten Organe (Darm, Lunge, Bronchien, Magen, Speiseröhre, Mund, Nase und die Nebenhöhlen). Sekretorisches IgA ist in der Lage fremde Erreger von der Schleimhautoberfläche fern zu halten. Krankmachende Erreger können nicht an der Schleimhaut haften und sich ausbreiten, sondern werden auf natürlichem Wege abtransportiert.
So können Probiotika vor Infekten der Atemwege, der Darmschleimhaut und in vielen anderen Organen schützen, und gleichzeitig dazu beitragen die enorme Zahl der Antibiotika-Verordnungen und den ausufernden Gebrauch zu reduzieren.