Vom Auftreten der ersten Symptome bis zur richtigen Diagnose einer Bipolaren Erkrankung vergehen in der Regel acht bis zehn Jahre, manchmal auch länger. Bis dahin wird die Erkrankung entweder gar nicht erkannt oder falsch diagnostiziert und der Patient entsprechend nicht oder nur unzureichend behandelt. Eine rechtzeitige Diagnose wird dadurch erschwert, dass viele Patienten als erste Erkrankungsphase eine Depression erleben und die Diagnose einer Bipolaren Erkrankung mindestens eine manische Phase voraussetzt. Außerdem werden Depressionen häufig als schlechte Laune abgetan und nicht als ernstzunehmende Krankheit erkannt. In der manischen Phase fühlen sich die Betroffenen dagegen meistens gut und hochgestimmt und haben nicht das Gefühl, krank zu sein. Psychische Beschwerden werden noch immer stigmatisiert und die Scheu ist deshalb groß, einen Arzt aufzuzuchen. Dieser kann wiederum weder auf bildgebende Verfahren noch auf Labortests zurückgreifen, um eine Bipolare Erkrankung eindeutig zu identifizieren. Das einzige Instrument, dass ihm zur Diagnose zur Verfügung steht, ist die ausführliche Befragung des Betroffenen und seiner Angehörigen oder anderer Bezugspersonen. Es ist für den Arzt wichtig, einen genauen Bericht zur Lebensgeschichte des Patienten und seiner Probleme zu bekommen. Dazu wird er Fragen zu Beginn und Verlauf der Stimmungsstörungen stellen und zu aktuellen Beschwerden. Außerdem wird er den “mentalen Status” des Patienten untersuchen, z.B. Sprache und Verhalten beobachten, Konzentration und Gedächtnis prüfen und Fragen zu Stimmung und Denkprozessen stellen. Sind nach sorgfältiger Auswertung der Untersuchungsergebnisse charakteristische Symptome und Muster einer Bipolaren Erkrankung zu erkennen, kann der Arzt die für den Patienten bestmögliche Therapie einleiten.