Überall und immer häufiger begegnet man im Straßenbild, im Beruf oder sogar innerhalb der Familie Menschen mit Übergewicht. Adipositas – oder umgangssprachlich Fettleibigkeit – breitet sich in den letzten Jahren epidemieartig aus, und es ist vor allem bei Kindern und Jugendlichen oft erschreckend zu sehen, wie sie mit erheblichem Übergewicht die unterschiedlichsten Erschwernisse des täglichen Lebens bewältigen müssen. Es ist bei weitem kein kosmetisches Problem, wenn Kinder und Jugendliche mit Übergewicht kämpfen, sondern ein Zeichen dafür, dass hier adipöse und potentiell kranke Erwachsene heranwachsen.
Die unkontrollierte Zunahme von Körperfett führt vor allem bei Frauen und Mädchen zu psychischen und sozialen Problemen. Sie haben meist bereits unterschiedliche, aber erfolglose Diäten hinter sich gebracht, leiden unter einem mangelnden Selbstwertgefühl und einem gestörten Körpergefühl und geraten immer mehr ins Abseits. Vor dem Hintergrund, dass die meisten Frauen ihr Wunschgewicht mit Kleidergröße 38 angeben, die Wirklichkeit sich aber weit davon entfernt abzeichnet, nimmt die psychische Belastung konstant zu. Eine neue Diät mit neuen Ernährungsfehlern wird begonnen, es werden Benachteiligungen in Schule und Beruf wahrgenommen und man begibt sich immer mehr in die von Frustration gekennzeichnete Isolation. Fernsehen oder Computerspiele, Frustessen mit Schokolade, Chips oder Nüssen begleiten die Einsamkeit vor dem Fernsehen und die enttäuschung, dass man immer noch nicht so aussieht, wie die Frauen aus der Werbung.
Eine weitere Seite des Übergewichts und der Adipositas zeigt sich ebenfalls schon bald, nämlich die krankmachenden Risiken, die damit verbunden sind. Angeführt wird die Liste der Erkrankungen von Bluthochhochdruck, Fettstoffwechselstörung und einem drohenden Diabetes. Auch der Fettstoffwechsel gerät außer Kontrolle und das Cholesterin im Blut steigt an. Das nächtliche Schlafen ist gestört, weil man unter nächtlichen Atemstillständen leidet, die bei Adipösen sehr häufig auftreten und ein eigenständiger Risikofaktor für eine Herz-Kreislauferkrankung darstellen.
In großen Untersuchungen wurde festgestellt, dass stark übergewichtige Frauen erhebliche Probleme entwickeln schwanger zu werden. Der Kinderwunsch bleibt unerfüllt, weil die Hormonstörungen die Befruchtung und normale Schwangerschaft behindern.
Warum die Adipositas diese vielen unterschiedlichen Störungen hervorruft, ist in neuen Forschungsergebnissen nachgewiesen. Das vermehrte Fettgewebe produziert Dutzende unterschiedlicher Hormone und Substanzen, die in den normalen Stoffwechsel eingreifen. Es werden chronische Entzündungsmarker nachgewiesen, die z.B. an der Atheriosklerose der Gefäße sowie an Hauterkrankungen beteiligt sind. Die Blutgerinnung ist erhöht und verschärft die Gefäßverengung. Hormonstörungen greifen in unterschiedliche Prozesse ein, und der Bewegungsapparat wird durch die enorme Gewichtsbelastung dauerhaft geschädigt.
Weil Übergewicht und Adipositas den Boden für alle diese Folgeerkrankungen bereitet, kann niemand mehr ernsthaft behaupten, dass es sich um ein kosmetisches Problem handelt. Adipositas ist definitiv eine Erkrankung, die für die Kranken- und Rentenversicherungen mit enormen Kosten verbunden ist. Noch immer wehren sich aber die Krankenkassen und die Gesundheitspolitik dagegen, diesen Tatbestand zu akzeptieren und die Kosten einer Therapie dieser Erkrankung zu übernehmen. Unter ökonomischen Gesichtspunkten ist dies vollkommen unverständliche, weil die Übernahme der Kosten einer erfolgreichen Adipositas Therapie, mit dem Ergebnis, dass der Betreffende wieder annähernd Normalgewicht erreicht, erheblich weniger kostet, als die Behandlung der Adipositas-bedingten Spätfolgen und deren Komplikationen.
An erster Stelle steht das Risiko für einen Diabetes mit 69 Prozent, Gallensteine entwickeln 50 Prozent, Koronare Herzerkrankung und Bluthochdruck gefährden jeweils 40 Prozent und das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen hängt ebenfalls mit der Adipositas zusammen. Gelenk- und Lungenerkrankung oder Depressivität sind dabei noch nicht berücksichtig.
Es ist daher von enormer Wichtigkeit Programme zum Abnehmen und zur Vorsorge vor den unterschiedlichen Erkrankungen zu etablieren. Die Adipositas-Stiftung Deutschland nimmt sich des gesamten Problems an und hat Experten aus unterschiedlichen ärztlichen Disziplinen zusammen geführt, damit Diabetologen, Kardiologen, Endokrinologen und Ernährungsmediziner, aber auch Sportmediziner und Sporteinrichtungen sich gemeinsam für einen Weg stark machen, damit die Epidemie Adipositas eingedämmt wird, interdisziplinäre Ansätze zur Therapie gefunden werden und ein Weg für die Patienten gefunden wird, mit Normalgewicht gesund zu leben.