Mit einem maßvollen Übergewicht, mit Disziplinlosigkeit oder Bequemlichkeit hat das Krankheitsbild der Adipositas wenig zu tun. Vielmehr ist eine zielgerichtete Therapie der Adipositas unumgänglich, weil die Erkrankung mit körperlichen und seelischen Belastungen für die Betroffenen einhergeht, für die gleichzeitig Diskriminierungen und Stigmatisierung durch die Gesellschaft an der Tagesordnung sind.
Eine Studie der US-amerikanischen John-Hopkins University School of Medicine belegt, dass auch die behandelnden Ärzte häufig an den Diskriminierungen beteiligt sind.
Viele Situationen des Alltagslebens sind bekannt, in denen stark übergewichtige oder adipöse Patienten diskriminiert und herablassend behandelt werden. Sei es im Restaurant, auf Flugreisen, am Arbeitsplatz oder im Urlaub. Es finden sich immer völlig fremde Menschen, die ungefragt mit Tipps zum Abnehmen, mit Ernährungshinweisen oder auch Aufforderungen zum Sport an dieses übergewichtige Kollektiv herantreten.
Erleben diese Patienten bei der Suche nach Hilfe in der Arztpraxis zusätzlich negative Einschätzungen, fühlen sich gemieden oder vorverurteil, bleibt Ihnen kaum noch eine Möglichkeit unterstützende Motivation und professionellen Zuwendung zu erhalten.
Mit ihren physischen und psychischen Gesundheitsproblemen alleingelassen, ist der soziale Rückzug programmiert, der von Isolation und Frustration gekennzeichnet ist. Diese Situation beantworten viel Übergewichtige mit vermehrtem Frustessen, weil sie erleben, dass selbst Ärzte ihre normalgewichtigen Patienten freundlicher und respektvoller behandeln, als die Übergewichtigen und Adipösen.
Dabei befindet sich die Ursachenforschung zur Adipositas noch im Anfangsstadium, und die stark Übergewichtigen werden nach wie vor für ihre Probleme selbst verantwortlich gemacht. Obwohl die große genetische Bedeutung bei der Entstehung der Adipositas bekannt ist, obwohl viele Adipöse bei den Bemühungen um Normalgewicht durch multiple Diäten in die JoJo-Falle getappt sind, preist die Lebensmittelindustrie mit einem gigantischen Werbebudget hochkalorische, fett- und zuckerhaltige Mahlzeiten an.
Die angeblich gesunden Produkte werden dann quer durch die Bevölkerung in großen Mengen konsumiert und Menschen mit einer genetischen Prädisposition für Übergewicht und Adipositas gehen ungewollt in die Falle. Der Amerikanische Adipositasforscher Professor Mark S. Gold behauptet, dass das steigende Übergewicht auch aus den immer neu designten Nahrungsmitteln resultiert und nicht einer willenlosen und disziplinlosen Charaktereigenschaft geschuldet ist. Diese Nahrung sei teilweise dazu entwickelt worden, drogenartige Wirkung zu erzeugen, empört sich der Experte.
Zwar sei die bariatrische Chirurgie nicht unbedingt die eleganteste Lösung des Adipositasproblems, aber zweifelsohne die mit der höchsten Effektivität, um den Patienten mit einem BMI jenseits von 35 oder 40 kg/m2 wirksam und langfristig zu helfen.