Chronische Schmerzen in unterschiedlichen Körperregionen werden bei bis zu zehn Prozent der Bevölkerung diagnostiziert, ohne dass es dafür eine strukturelle oder organische Erklärung gibt. Ein hoher Leidensdruck lastet auf den Betroffenen und die Lebensqualität sinkt enorm.
Neurologen, Rheumatologen und Schmerztherapeuten haben sich bereits intensiv mit diesem Krankheitsbild auseinandergesetzt, das inzwischen als Fibromylagiesyndrom oder Fibromyalgie bezeichnet wird. Charakteristisch ist ein typisches Beschwerdemuster, das durch sogenannte Triggerpoints (Punkte, an denen der Schmerz ausgelöst werden kann) an den Muskel- und Sehnenansätzen bestätigt werden kann. Typisch für die Fibromyalgie ist auch, dass sich weder eine Entzündung oder eine Stoffwechselstörung objektivieren lassen, die als Ursache des Schmerzes gelten könnten. Auffallend ist bei einer Fibromylagie, dass bei mehr als der Hälfte der Betroffenen relevante emotionale Konflikte und psychosoziale Besonderheiten nachweisbar sind, die sich verstärkend auf die Schmerzempfindung auswirken.
Es ist daher eine begründete Erklärung, dass mit dem Schmerzsyndrom die psychische Befindlichkeit eng korreliert. Auch Angststörungen oder affektive Erkrankungen sind sehr häufig mit dem Fibromylagiesyndrom verknüpft. Die moderne Medizin geht davon aus, dass körperliche und seelische Stresssituationen sowie depressive Episoden zu den Risikofaktoren für die Ausbildung einer Fibromylagie gehören. Auch wird die Ursache nicht selten in einer gestörten Schmerzverarbeitung im Gehirn oder einer Reaktionsstörung der Stressachse, die von der Hypophyse über den Hypothalamus bis zur Nebennierenrinde für die Stresshormone zuständig ist, angenommen. Wahrscheinlich sind auch Veränderungen im Dopamin- und Serotonin-Stoffwechsel an der Erkrankung beteiligt.
Aufgrund dieser komplizierten Ursachen für weit verbreitete Schmerzmuster wird therapeutisch zunächst eine Verhaltenstherapie angeboten, und mit sportlichen Übungen und Ausdauertraining die Muskulatur und Sehnen trainiert. Entspannungsbäder im warmen Wasser sollen ebenso hilfreich sein wie Aquajogging, als Medikamente kommen Antidepressiva mit einer Schmerz modulierenden Komponente zur Anwendung. Können die Schmerzen damit nicht gebessert werden, werden Antidepressiva für einen begrenzten Zeitraum verabreicht, um die schmerzhafte Symptomatik zu beseitigen.
Es hat sich aber gezeigt, dass Psychotherapie und Verhaltenstherapie bei vielen dieser Patienten effektiv ist und zur Schmerzlinderung oder sogar zu Schmerzfreiheit führen kann. Auch alternative oder komplementäre Heilverfahren können angewendet werden, wie etwa die Phytotherapie, die Homöopathie oder auch die Akupunktur, weil sich das Krankheitsbild sehr unterschiedlich und individuell darstellt.