Dass der Mensch so alt ist wie seine Gefäße gehört zu den geflügelten Worten, deren Richtigkeit sich immer mehr bestätigt. Erste Kalkablagerungen werden bei immer jüngeren Menschen bereits registriert, und die Folgeerkrankungen der Gefäßverkalkung sind Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzmuskelschwäche, also die lebenswichtigen Organe.
Regelmäßig werden als Resultat einer zunehmenden Verkalkung und Verlegung der arteriellen Gefäße auch periphere arterielle Verschlusskrankheiten (PAVK) bei immer jüngeren Menschen festgestellt, vor allem dann, wenn diese gleichzeitig starke Raucher sind. Ebenso ist die Erektile Dysfunktion die Folge einer Gefäßschädigung und Mangeldurchblutung, die sich an den kleinen bis kleinsten Gefäßen des Penis bereits sehr früh bemerkbar machen. Wenn immer weniger Blut diese Penis-Aterien und –Arteriolen durchströmen kann, weil dort die Blutbahn immer enger wird, kann eine ausreichende Erektion nur schwer zustande kommen und vor allem nicht lange gehalten werden. Viele Ärzte der Inneren Medizin oder auch Gefäßspezialisten halten daher die Erektile Dysfunktion für ein sehr frühes Zeichen späterer Herzinfarkte oder Herzschwächen, Schlaganfälle oder Durchblutungsstörungen der Beine, die in einer Amputation münden können.
Zur Vorbeugung dieser Durchblutungsstörungen sind in erster Linie eine Änderung des Lebensstils und die Verordnung von Medikamenten unvermeidbar. Bestehendes Übergewicht sollte reduziert und das Rauchen eingestellt werden. Auch mit den täglichen Mahlzeiten kann eine wichtige Vorsorgemaßnahme erfüllt werden, wenn man eine gesunde Mittelmeerkost mit viel Obst, frischem Gemüse, Fisch oder ein anderes helles Fleisch sowie ein Olivenöl verwendet. Letzteres setzt der Nahrung hohe Konzentrationen der schützenden Omega-3-Fettsäuren zu.
Es sind allerdings auch körpereigene molekulare Mechanismen, die an der Gesunderhaltung der Gefäße beteiligt sind. Sobald eine Verletzung der inneren, das Gefäß auskleidenden Schicht, dem Endothel, stattgefunden hat, werden aus dem Knochenmark sogenannte endogene Progenitorzellen freigesetzt, die mit dem Blutstrom an den Ort der Verletzung gelangen und sich dort reparierend ablagern. Auf diese Weise kann das Endothel wieder seiner Funktion nachkommen und die Inhaltsstoffe des Bluts an das Gewebe weitergeben oder auch genügend freie NO freisetzen, damit sich die Gefäße entsprechend ihrer jeweiligen Belastung verengen oder erweitern können.
Bleiben die Gefäße nämlich immer gleich eng, kann es bei Anstrengungen mit beschleunigtem Herzschlag/Puls zu einem Blutdruckanstieg kommen. Dies belastet wiederum das Herz vermehrt und es wird mit der Dauer-Überlastung früher oder später eine Herzschwäche entwickeln.
Obwohl der Nachweis hochpotenter Reparaturzellen wie die endogenen Progenitorzellen noch nicht lange geführt ist, weiß man bereits heute, dass sportliche Aktivität diese Reparaturzellen aus dem Knochenmark vermehrt freisetzt, die dann ihrer Funktion am Heilungsprozess der Gefäße sowie an der Neubildung von Gefäßen erfüllen können. Solche positiven Effekte des körperlichen Trainings und regelmäßiger sportlicher Aktivitäten sind nicht nur die vermehrte Freisetzung von Reparaturmechanismen, sondern auch eine Verbesserung der Durchblutung der Organe. Dadurch werden Herz und Lunge ebenfalls im Sinne eines Trainings gestärkt und auf Dauer wieder besser belastbar.
Sport ist also weit davon entfernt eine unspezifische Freizeitbeschäftigung zu sein, sondern die körperliche Aktivität beim Sport trainiert die Muskulatur, die Gefäße und das Atem- und Herz-Kreislaufsystem. So bleiben die Organe und die Gefäße länger jung und leistungsfähig: “der Mensch ist so jung wie seine Gefäße”.